Die Auswirkungen von Kopenhagen

Ökologie / Nachhaltigkeit

Die Auswirkungen von Kopenhagen

Die Auswirkungen von Kopenhagen

Michael E. Zimmerman

Mittlerweile hat so ziemlich jeder mitbekommen, dass das lang ersehnte Treffen zum Klimawandel in Kopenhagen wenig bis gar nichts von dem erreicht hat, was sich Grüne erhofft hatten. Man konnte sich nicht auf verbindliche Grenzen des CO2-Ausstoßes einigen, obwohl verschiedene Nationen sich Ziele (ebenfalls unverbindlich) für verminderte Nutzung fossiler Brennstoffe bis 2020 und 2050 gesteckt haben. Viele Grüne betrachteten das Problem des Klimawandels als ein effektives Mittel, um industrialisierte Länder dazu zu zwingen ihren ökologischen Fußabdruck auf dramatische Weise zu verringern, und um im großen Stil Geld zu beschaffen, um Entwicklungsländern zu helfen.

Wenn man einmal annimmt, dass die Grünen nur einen relativ kleinen Prozentsatz der Bevölkerung Europas und noch weniger Nordamerikas ausmachen, sollte es nicht überraschen, dass die Führer einer Reihe demokratisch gewählter Regierungen vorsichtig mit verbindlichen Zusagen waren. Menschen, deren Entwicklungsschwerpunkt bei modern liegt, waren generell nicht dazu bereit, die weitreichenden ökonomischen Veränderungen einzuleiten, die notwendigerweise aus sehr bedeutenden Einschnitten der CO2-Emission der reichen Länder folgen würden. Des Weiteren bleiben viele Moderne vorsichtig in Bezug auf die Einrichtung einer internationalen Kontrolle über den Energieverbrauch ihrer eigenen Bürger. Diese Bedenken sind unter vielen Amerikanern mit Sicherheit präsent – ein Faktum, welches hilft zu erklären, weshalb Präsident Obama wenig Substanzielles nach Kopenhagen mitbrachte. In Hinsicht auf den breit angelegten Widerstand der Wähler ist der US-Kongress nicht gewillt die gegenwärtige Emissionshandel-Gesetzgebung zu verabschieden. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, wenn man sich anschaut, wie ineffektiv eine solche Gesetzgebung sich woanders erwiesen hat, und wenn man die ernsten Schäden bedenkt, die ein neuer Markt mit Carbon-„Derivaten“ darstellt. Sogar der führende Klimawissenschaftler Jim Hansen hat den Ansatz des Emissionshandels, um mit dem durch CO2 verursachten Klimawandel umzugehen, stark kritisiert.

Diejenigen, die die internationalen Diskussionen im Vorfeld des Treffens in Kopenhagen verfolgt haben, waren nicht überrascht über dasjenige, was als sein „Versagen“ bezeichnet wurde. Hier sind die zwei Haupthindernisse für jegliches breite Einverständnis über Reduktionen des CO2-Ausstoßes:

1) Entwicklungsländer, einschließlich der ökonomischen Kraftwerke China und Indien, sind weniger mit dem Klimawandel beschäftigt, sondern viel mehr damit den Lebensstandard ihrer Leute zu erhöhen, von denen Hunderte Millionen in Armut leben. Da sie misstrauisch sind, dass die nördlichen Nationen die Wirtschaft der südlichen Nationen untergraben wollen, machte insbesondere China deutlich, dass die südlichen Nationen weiterhin große Mengen fossiler Brennstoffe verbrauchen werden, bis sie durch alternative Energiequellen ersetzt werden können. Hierbei sind komplexe Probleme in Bezug auf Werte, Politik, Geschichte und Ökonomie involviert.

2) Alternative Energiequellen können fossile Brennstoffe in naher Zukunft nicht ersetzen. Vergleiche die Analyse des Problems von Sharon Begley in der US Wochenzeitschrift Newsweek (vergleichbar mit Der Spiegel), „We Can’t Get There from Here.“ (

http://www.newsweek.com/id/189293). Für ihren Essay konsultierte sie einen Cal Tech Energie-Experten, der zeigt, wie viel Energie 2050 weltweit benötigt werden wird, wobei sogar ein langsames jährliches Wirtschaftswachstum (1,6%) und dramatische Zuwächse der Energieeffizienz angenommen wurden. Die Zahlen sind erstaunlich. Betrachten Sie Folgendes: Um weniger als die Hälfte der benötigten Energie zu produzieren, müssten 10.000 neue Atomkraftwerke gebaut werden! Ein Teil des Grünen Widerstands gegen Kernenergie ist bereits dahingeschmolzen, während das Ausmaß des Energieproblems immer klarer wird. Obwohl Solar- und Windenergie einen kleinen Bruchteil der benötigten Energie beisteuern könnten, werden sie nicht verlässliche Energiequellen sein, bis Mittel gefunden worden sind ihre Energie zu speichern. Andernfalls stünde keine Energie zur Verteilung zur Verfügung, wenn die Sonne nicht scheint oder der Wind nicht weht.

Was muss getan werden? Erstens: Nationen und Firmen weltweit sollten jedes Jahr Hunderte Milliarden Dollar in alternative Energiequellen investieren. Zweitens: Großangelegte internationale Treffen sollten aufgegeben werden, vorausgesetzt, dass sie keinerlei ernsthafte Einigungen hervorbringen, bis die zwei oben aufgeführten Probleme angegangen werden. Drittens: Die Nationen sollten damit beginnen sich darauf zu konzentrieren, wie sie sich an mögliche künftige Klimaveränderungen anpassen können. Niemand kann vorhersagen, wie globale Erwärmung (oder gar Abkühlung) ein bestimmtes Land oder eine Region beeinflussen wird. Folglich sollten weitreichende Szenarien entwickelt werden, wie eine Nation oder ein Land sich an diese oder jene Veränderung des lokalen oder regionalen Klimas anpassen könnte. Viertens: Von den Nationen des Nordens sollte jeder Versuch unternommen werden die Nationen des Südens nicht nur hinsichtlich der Adaptionsstrategien und des Technologietransfers zu unterstützen, sondern sie sollten dem Süden zudem dabei helfen sich ökonomisch auf Weisen zu entwickeln, die so ökologisch nachhaltig wie möglich sind. Was „Nachhaltigkeit“ bedeutet, wird jeweils in Abhängigkeit von komplexen Umständen variieren.

Michael Zimmermann, PhD der Philosophie an der Tulane University, wo er 31 Jahre lehrte, bevor er zu University of Colorado in Boulder wechselte, wo er Professor für Philosophie und Direktor des Center for Humanities and the Arts ist. Er ist mit Sean Esbjörn-Hargens Co-Direktor des Integral Ecology Zweigs des Integral Institute. Zahlreiche Publikationen, seit kurzem Forschung bezüglich verschiedener Aspekte der Debatte über den globalen Klimawandel unter integralem Gesichtspunkt.

Übersetzung: Dennis Wittrock

(aus: Integrale Perspektiven 15, 2010)

 

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