Ken Wilber
(Ein Hinweis: Nachdem Wilber selbst vor einiger Zeit erklärte, dass er aus gesundheitlichen Gründen keine Bücher mehr schreiben könne, überraschte er nun die integrale Gemeinschaft und alle an seiner Arbeit Interessierten: Sein schon lange angekündigtes Buch, das bisher nur in Auszügen (Excerpts) veröffentlicht war, sei fertig – der zweite Band seiner Kosmos Trilogie. Diese Ankündigung verband er mit einer Fußnotenveröffentlichung aus diesem Buch, und zwar zum Thema der Meta-Integral Diskussion zwischen dem Kritischen Realismus und der Integralen Theorie.)
Hier die Ankündigung dazu vom 17.1.2013 von Wilbers Homepage: http://www.kenwilber.com/blog/show/754
Hier kommen zwei lange Endnoten und ein Auszug aus meinem kürzlich fertiggestellten Buch Sex, Karma, Creativity, als der zweite Band der Kosmos Trilogie (der erste Band ist Eros Kosmos Logos). Diese Beiträge wurden zum Teil auch als eine Antwort geschrieben auf verschieden Beiträge zur Kritischen Theorie und der Integralen Theorie. Ich schätze verschiedene Aspekte der Kritischen Theorie, doch wie aus den Beiträgen ersichtlich sehe ich bei einem Vergleich die Vorteile bei der Integralen Theorie.
Eine der Endnoten ist nachfolgend wiedergegeben. Im Kern geht es dabei um die Frage des Zusammenhangs von Sein und Wissen, oder Ontologie und Epistemologie, oder Wahrgenommenem und Wahrnehmung. Eine der Annahmen der integralen Theorie ist, dass Innerlichkeit (oder Bewusstsein in vielen Abstufungen) bis „ganz nach unten“ reicht. Dies hat Wilber schon in Eros Kosmos Logos postuliert. Daraus ergibt sich eine wechselseitige Bedingtheit von Wissen und Sein, die Wilber in den Mittelpunkt der Diskussion stellt.
Ken Wilber: Aus Sex, Karma, Creativity Kapitel “Individuell und Sozial,” Endnote 4
4. Integrale Theorie (IT) und Kritischer Realismus (KR) haben vieles gemeinsam, doch es gibt auch grundlegende Unterschiede. Kritischer Realismus trennt Epistemologie und Ontologie, und macht die Ontologie zum „Realen“, während für die Integrale Theorie Epistemologie und Ontologie nicht fragmentiert und zerbrochen werden können, sondern es sich dabei um zwei zusammenhängende Dimensionen eines jeden ganzen Ereignisses handelt (als ein Teil der tetra-Dimension eines jeden Holons). Kritischer Realismus sagt, dass es ontologische Wirklichkeiten gibt, die unabhängig von Menschen und menschlichen Theorien sind – einschließlich vieles von dem „Realen“ – einschließlich Dingen wie Atomen, Molekülen, Zellen, usw. – und die Integrale Theorie stimmt dem zu, jedoch mit einer wichtigen Unterscheidung: IT ist panpsychisch (ein Ausdruck, auf den ich nicht stolz bin, ich ziehe den Begriff „pan-innerlich“ vor, was bedeutet, dass alle Wesen Innerlichkeit oder Proto-Bewusstsein besitzen, a la Whitehead, Peirce, Leibnitz usw.) – und zwar hängen Atome nicht davon ab von Menschen ge- oder erkannt zu werden, doch sie hängen davon ab, sich gegenseitig zu (er)kennen.
Der „Wahrnehmungs-“ [prehension] Aspekt der Atome (proto-Wissen, proto-Fühlen, proto-Bewusstsein) unterstützt die gegenseitige Hervorbringung [co-enact] des Seins bzw. der Ontologie-Aspekte der Atome füreinander – ihre eigene Epistemologie und Ontologie sind daher untrennbar und ko-kreativ. Die Wahrnehmung des Atoms ist ein Teil seiner Ontologie (und umgekehrt), und wie jedes Atom seinen Vorgänger wahrnimmt, ist es instrumentell in seiner Hervorbringung, ebenso wie sein eigenes Sein teilweise abhängig ist von der Wahrnehmung/Wissen/Aufnahme seines eigenen Nachfolgers.
Wenn wir, für einen Augenblick, die Quantenmechanik unberücksichtigt lassen (siehe weiter unten), dann hängt nichts davon von einem menschlichen Wesen ab, und doch ist das Wahrnehmen-Fühlen-Wissen des Atoms ein intrinsischer Teil dieser Ebene des „Realen“. Bewusstsein ist nicht etwas, das aus dem Sein herausgezogen werden kann, um so eine bewusstseinsfreie „Ontologie“ zu erhalten, die frei herumliegt und darauf wartet von einem anderen bewussten Wesen erkannt zu werden; Bewusstsein oder Bewusstheit reicht bis ganz nach unten, als ein Teil des intrinsischen Bewusstseins und der intrinsischen Kreativität jedes ontologischen Wesens oder Holons. Whitehead’s „ultimative Kategorie” – und zwar „der kreative Fortschritt zum Neuen“ – ist ein Teil der Wahrnehmung eines jeden existierenden Wesens, und der kreative Teil davon kann von dem Seins-Teil nicht einfach ohne gravierenden Schaden abgetrennt werden. Die grundlegendste Ebene von Realität lediglich als ontologisch zu postulieren – ein Sein ohne ein Wissen oder ein Bewusstsein ohne Kreativität – ist im Grund ein Ausdruck von einer 1st tier [Entwicklungsstufe], der die Ganzheit dieses und jedes realen Ereignisses erschüttert.
Entsprechend reicht auch die spirituelle Transzendenz (Eros) bis ganz nach unten. In der neo- Whitehead’schen Sicht der IT nimmt jeder neue Augenblick als ein Subjekt (mit allen 4 Quadranten) seinen Vorgänger wahr (tetra-Wahrnehmung), der nun für dieses neue Subjekt zu einem Objekt wird (in allen 4 Quadranten). Dieses neue Subjekt „transzendiert und bewahrt“ das alte Subjekt (jetzt als ein Objekt), und auf diese Weise erschaffen beide sich gegenseitig: Das alte Subjekt, welches jetzt Objekt ist und im neuen Subjekt aufgenommen und bewahrt ist, unterstützt die Gestaltung des neuen Subjekts, einfach dadurch, dass es darin aufgenommen ist, davon umarmt wird, und es zu einem bestimmten Grad auch bestimmt. Ähnlich wirkt das neue Subjekt, durch seine Aufnahme des alten Subjekts, maßgeblich an seiner Hervorbringung und Inszenierung [enactment] mit, und mit-erschafft es in seinem Sein als ein neues Objekt – und das neue Subjekt fügt dann noch sei eigenes Maß an Kreativität, Bewusstheit oder Neuheit hinzu, und so entsteht in einer wahrnehmenden Vereinigung ein neues Sein.
Dieses „Transzendieren und Bewahren“ reicht ganz hinunter bis zu den kleinsten mikrosubatomaren Teilchen und erstreckt sich über den ganzen Weg bis zu den gegenwärtigen meso Entwicklungsstufen. (Wo, wie Kegan das für die menschliche Entwicklung formuliert hat, „das Subjekt einer Entwicklungsebene zum Objekt des Subjektes der nächsthöheren Entwicklungsebene wird“ – was die meso Sichtweise der Whitehead’schen Wahrnehmung ist – und zwar „das Subjekt dieses Augenblicks wird zum Objekt des Subjekts des nächsten Augenblicks“ – nun jedoch auf einer größeren, höheren, komplexeren und bewussteren Entwicklungsstufe.) Das geht weiter bis zu den makro Praktiken der Meditation, wo Transzendenz das übergeordnete Ziel ist und durch eine Objektivierung der Zustandsstufen vom Grobstofflichen zum Subtilen zum Kausalen zum Wahren Selbst zum letztendlichen GEIST angestrebt wird (wobei jede Zustandsstufe ihren Vorgänger transzendiert und bewahrt – das Subjekt des einen wird zum Objekt des nächsten). Dieser Eros (der als spirituell gesehen werden kann) ist ein Hauptantrieb der Evolution, beginnend mit dem Urknall und bis zur letztendlichen Erleuchtung reichend. Mit den Worten von Erich Jantsch: Evolution ist „Selbstorganisation durch Selbsttranszendenz“, und das „Transzendiere und Bewahre“ ist genau die Form der Entfaltung von Wirklichkeit von Augenblick zu Augenblick.
Ein weiterer Aspekt dabei, und was KR als „wirklich“ beschreibt – „die intransitive Ebene“ – ist überwiegend eine türkise Wirklichkeit. Dies ist nicht die gleiche Wirklichkeit, die wir auf der roten Ebene, der bernstein Ebene, der orangen Ebene, der grünen Ebene oder der indigo Ebene vorfinden. Wenn KR jemanden auf der roten Entwicklungsstufe erklärt, was mit „Ontologie“ gemeint ist, dann wird der- oder diejenige diese KR-Version einer Ontologie rundweg ablehnen, weil sie „zu hoch“ ist. Was die meisten anspruchsvollen Denker heute als „Ontologie“ bezeichnen ist die türkise Ebene des Seins und Bewusstseins – und nicht nur als bloße Beschreibung, sondern als reale ontisch-epistemische Struktur des Universums. Diese Ebenen von Sein und Bewusstsein sind nicht nur Ebenen eines Menschen, sondern Ebenen des Kosmos selbst (und diese unterschiedlichen Ebenen sind unterschiedliche Welten!). Ich sage damit nicht, dass diese „türkise Wirklichkeit“ oder Ontologie nicht real wäre, was ich jedoch sage, ist, dass sie nicht zu trennen sind von dem Wahrnehmen-Wissen-Bewusstheit der türkisen Seins- und Bewusstseinsebene. Daran führt kein Weg vorbei – und zwar genau wegen des Panpsychismus (wie er von Leibnitz, Whitehead, oder Peirce unterstützt wird). Die türkise Ebene betrachtet die atomare Ebene, die molekulare Ebene, die zellulär biologische Ebene usw. und schlussfolgert, dass diese eine Wirklichkeit in und für sich haben – eine Ontologie – doch dabei werden die Ebenen aus der Perspektive der türkisen Ebene beschrieben, und selbst wenn wir darüber hinwegsehen, dann wird dabei auch die wahrnehmung-bewusstheit-wissen Dimension der Atome, Moleküle und Zellen selbst übersehen, als eine epistemische Dimension, welche die ontische Dimension mit dem Seins-Aspekt dieser Holons mit-erschafft (und umgekehrt) – daher noch einmal, Epistemologie und Ontologie sind zwei unterschiedliche Dimensionen derselben Ganzheit realer Ereignisse, und können nicht zerteilt werden ohne dem Kosmos Gewalt anzutun.
Nehmen wir als ein Beispiel Moleküle während des magischen Zeitalters der Menschheit. „Moleküle“ „ex-istierten“ (im Sinne von in Erscheinung getreten) nirgendwo in der magischen Welt – es gab nichts im Bewusstsein von Menschen in der magischen Zeit, was mit „Molekülen“ zu tun hatte. Doch wir modernen Menschen – auf der türkisen Entwicklungsstufe – gehen davon aus, dass Moleküle dennoch existierten – und wenn sie nicht ex-istierten, dann können wir sagen, dass sie subsistierten (und dem stimme ich zu). Dies entspricht dem transitiven (ex-ist) und intransitiven (subsist) des KR – mit einer großen Ausnahme: wie schon gesagt ist IT panpsychisch – Epistemologie und Ontologie – Bewusstsein und Sein – können nicht auseinandergerissen werden. Was wir mit „vormenschlicher Ontologie“ bezeichnen“ ist eigentlich eine vormenschliche epistemisch-ontische Ganzheit empfindender Holons, und nicht einfach nur eine entkörperte, freischwebende „Sicht-von-nirgendwo“ Ontologie. Das Wahrnehmung-Wissen- Protofühlen eines Moleküls ist ein untrennbarer Teil seines Seins-ontologischen Wesens auf der molekularen Ebene, und beides ist notwendig zu gegenseitiger Erschaffung. Das Ignorieren der Wahrnehmung (und Bewusstheit) reduziert das Molekül auf ein ontologisch- sein, und epistemologische-Bewusstheit ist dann den Menschen (und höheren Säugetieren) vorbehalten, anderen empfindenden Wesen nicht – diese haben lediglich ein Sein und kein Wissen. Doch auch wenn ein menschliches Bewusstsein-Wissen nicht involviert ist in die gemeinschaftliche Erschaffung der Ontologie von Atomen, Molekülen oder Zellen, so ist doch deren eigene Bewusstseins-Wahrnehmung darin involviert, bis ganz nach unten (a la Peirce and Whitehead).
Wenn wir dann zu erklären versuchen, was diese Subsistieren wirklich ist – das „Reale“ – dann verändert sich dies mit jeder neuen Struktur (Rot, Bernstein, Orange, Grün, usw.). Was wir so einfach als „Atom“ bezeichnen, ex-istiert auf Orange; daraus werden auf Grün subatomare Teilchen (Mesons, Bosons, Gluons usw.); diese werden wiederum zu auf achtfache Weise strukturierte Quarks bei Petrol; und aus denen werden 11-dimensionale Strings bei Türkis. Wir können nicht sagen, was die Ebene von Atomen ist, außer aus einer Struktur des Seins-Bewusstseins heraus, und jede Struktur eröffnet eine neue Ontologie und damit eine neue Welt. (Die Ontologie gibt es, sie ist real, doch sie wird gemeinsam erschaffen durch die wahrnehmenden Holons der jeweiligen Ebene.) Noch einmal, dies bedeutet keine Reduktion der Ontologie auf die Epistemologie, sondern es wird damit gesagt, dass Ontologie und Epistemologie komplementäre Aspekte des gleichen ganzen Ereignisses sind. (Kurz gesagt stimme ich in diesem Punkt mit Kant und Bhaskar nicht überein – oder ich stimme mit beiden überein, je nachdem,wie man das betrachtet.)
Dies erinnert mich an Varelas und Maturanas brillante Analyse der Welt (der “Wirklichkeit”) eines Frosches. Vor Varela und Maturana verfolgten die meisten Biologen eine Theorie über Ökosysteme und beschrieben die Wirklichkeit eines Frosches als existierend in unterschiedlichen Systemen der Natur. Doch Varela und Maturana wiesen darauf hin, dass es sich dabei um die Perspektive der Wissenschaftler über die Wirklichkeit des Frosches handelte und nicht die des Frosches selbst. Die „Innensicht“ des Frosches (Zone 1) enthält lediglich Eindrücke von Farbe und Bewegung, Gerüchen und Geräuschen; sie hat nicht die kognitive Fähigkeit aus sich selbst herauszutreten und das gesamte System zu erkennen, von dem es ein Teil ist. Dies kann nur der Wissenschaftler tun (unter Verwendung der Zone 8). Wirklichkeit für den Frosch besteht in der unmittelbaren Sicht aus der Zone 1, und das Beste was ein Wissenschaftler tun kann, ist zu versuchen, durch die Einnahme der Perspektive der Zone 5 – eine 3p x 1-p x 3p – zu nähern, und zwar in dem Versuch des objektiven Wissenschaftlers, durch das Studium eines objektiven Organismus (3p) die „Innensicht“ des Organismus bzw. die „biologischer Phänomenologie“ (1-p) zu erfassen, zwei Formulierungen, die Varela oft verwendete. Varela wies darauf hin dass diese „Innensicht“ nicht die tatsächliche Sicht einer ersten Person des Frosches selbst ist, die der Wissenschaftler direkt beobachtet (das wäre die Zone 1 des Frosches), sondern dass es sich dabei um die äußerliche Version der Innenansicht des Frosches handelt (oder Zone 5; d. h. die Innensicht des OR Quadranten und nicht die Innensicht des OL Quadranten). Worum es dabei geht, ist, dass der Frosch seine eigene Wirklichkeit hervorbringt [enacts] – seine eigene Epistemologie bzw. sein Bewusstsein bringt seine Welt und Ontologie hervor (die größte Annäherung daran, die ein Wissenschaftler erreichen kann, ist die Zone 5) – und der Wissenschaftler selbst bringt seinerseits, oder kann dies tun, seine eigene Sicht über die Wirklichkeit des Frosches hervor, von der viele Wissenschaftler glauben, dass dies eine systemische Sicht ist (Zone 8), doch es ist mehr eine Zone 5 Version. In beiden Fällen sind das Sein und das Wissen zwei Dimensionen ein und desselben konkreten Ereignisses, was immer dies auch sei. Verwendet man jedoch lediglich eine systemische Sichtweise, dann ist dies eine zutiefst anthropozentrische Sicht auf die reale Welt des Frosches, und die Behauptung die Welt des Frosches zu kennen (Zone 1) durch die Verwendung eines wissenschaftlichen Werkzeuges (Zone 8) ist ein grober Gewaltakt gegenüber der tatsächlichen Innenwelt des Frosches.
Entsprechend der IT existiert daher die Ebene des „Realen“, so wie sie vom KR beschrieben wird, nicht. Aus der Sicht der IT ist es in Wirklichkeit entweder das Produkt sowohl des Wahrnehmen-Fühlen-Wissen als auch des holonisch-Seins jedes der Holons auf der jeweiligen Ebene von Wirklichkeit (z. B. Quarks, Atome, Moleküle, Gene) und deren Beziehungen – all das wird tetra-hervorgebracht und macht eine tetra-Entwicklung durch; und/oder es ist das Ergebnis der Weise, wie die Welt emergiert und tetrahervorgebracht wird auf und von einer bestimmten Ebene des Bewusstseins-Seins (z. B. Türkis) eines Wissenschaftlers. Im letzteren Fall wird Wirklichkeit nicht lediglich durch eine reine Beschreibung auf einer bestimmten Ebene von Bewusstsein-Sein erschaffen, sondern emergiert als eine Wirklichkeitsebene mit der Emergenz der Tiefenstruktur dieser bestimmten Ebene von Sein-Bewusstsein. (Noch einmal, diese Ebenen von Sein- Bewusstsein sind nicht nur Ebenen menschlicher Wesen, sondern Ebenen des realen Kosmos.) Diese Ebenen des Seins-Bewusstseins (Rot, Bernstein, Orange, Grün, Türkies usw.) sind nicht unterschiedliche Interpretationen einer einzigen, vorgegebenen Wirklichkeit oder Welt, sondern sind unterschiedliche Welten in ihrer Tiefenstruktur (eine infrarote Welt, eine rote Welt, eine bernstein Welt, eine orange Welt, eine grüne Welt, eine türkise Welt, usw. und jede dieser Welten setzt sich zusammen aus Kosmischen Gewohnheiten welche tetra-hervorgebracht werden durch die empfindenden Wesen dieser Ebenen, so wie auch die atomaren, molekularen, zellulären usw. Welten).
Die Tiefenstrukturen dieser Welten sind nichtduale epistisch-ontische Ganz-Ereignisse, doch das schließt Irrtümer ein, wenn menschliche Wesen versuchen sie zu entdecken, zu untersuchen und zu beschreiben auf der Suche nach den wirklichen Eigenschaften des Ganzen; d. h. die unterschiedlichen epistemisch-ontischen Herangehensweisen sind fehlbar (was einer der Gründe dafür ist, dass unterschiedliche Methodologien – als Epistemologien, welche gemeinsam entsprechende Ontologien hervorbringen und erschaffen – und umgekehrt) – so wichtig sind: Je mehr Methodologien verwendet werden, desto wahrscheinlicher wird die tiefere Ganzheit (die tiefere Einheit von Sein- Bewusstsein) in ihrer Vieldimensionalität richtig aufgedeckt und hervorgebracht werden.
Diese Tiefenstrukturen des Realen sind – a la Peirce – keine ewigen vorgegebenen Wirklichkeiten einer einzigen Welt, sondern die Gewohnheiten der Natur, die in das Universum eingraviert wurden, in der Interaktion von semiotisch-empfindenden Wesen (die bis ganz hinunter reichen – einschließlich Quarks und Atome – was der Grund dafür ist, warum es von Anfang an proto-bewusste-fühlende-wissende Wesen gibt, welche die Gewohnheiten schaffen! – anstelle von wahrnehmungs-freien Ontologien, die keine lebendigen Wahlmöglichkeiten haben und daher blind Gesetzen folgen müssen, etwas, was sowohl Peirce als auch ich und andere nicht nachvollziehen können. Weiterhin ist es, nach Peirce, so, dass jedes semiotische Wesen – bis ganz nach unten – in einer dreigliedrigen Struktur einen interpretierenden Teil hat, und das bedeutet, dass das Sein des Holons zum Teil bestimmt ist durch Interpretation, bis ganz nach unten – und das, sagt Peirce, ist „unvermeidlich“).
Das bringt uns zu einem anderen Punkt. Ursprünglich entstand KR als ein Weg um die Ergebnisse wissenschaftlicher Experimente zu erklären und zu begründen (um eine Frage von Karl Popper zu umschreiben, „Wie funktioniert Wissenschaft? Sie funktioniert, weil es eine reale Ontologie gibt, welche Wissenschaft widerlegen kann“). Doch es ist dabei überhaupt nicht klar, dass die Arten von Wirklichkeit, welche durch Wissenschaft und wissenschaftliche Experimente offengelegt werden, die gleichen sind, welche mit Moral, Hermeneutik, Ästhetik und Introspektion arbeiten, um nur ein paar der unterschiedlichen existierenden Methodologien zu nennen, die unterschiedliche Erkenntnisbereiche und Zonen haben. Zu behaupten, dass lediglich wissenschaftliche Experimente „reale“ Ergebnisse liefern, ist bedrohlich nahe am Szientismus, und einfach nur andere Disziplinen zu den Wissenschaften draufaddieren bedeutet, diese Dimensionen auf die wissenschaftliche Methodik zu reduzieren. Die Reduktion aller Dimensionen auf Wissenschaft scheint mir weit weg vom Integralen zu sein. Für mich sind die (mindestens) 8 grundlegenden Methodologien sehr viel überzeugender in ihrer Hervorbringung unterschiedlicher Erkenntnisbereiche (deren Injunktionen oder Paradigmen diese verschiedenen Bereiche hervorbringen, welche, noch einmal, nicht einfach nur herumliegen und darauf warten durch eine wissenschaftliche Methode entdeckt zu werden – was Sellars den „Mythos des Gegebenen nennt.“) (Vor kurzem hat Bhaskar spirituelle Wirklichkeiten und Bewusstsein in sein System aufgenommen. Doch wenn man einfach nur Bewusstsein oben auf ein ontologisches Schema ablagert, welches ohne dies entwickelt wurde, dann ist das, tja, ein Betrug.
Das ganze Schema muss neu überarbeitet werden, unter Verwendung von Bewusstsein als einem intrinsischen Teil dieses Schemas von Anfang an. Es geht nicht Bewusstsein nachträglich in dieses Schema zu importieren, nachdem es zuvor ohne Bewusstsein entwickelt wurde. Die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Schema irgendetwas Reales mit Bewusstsein zu tun hat, ist sehr gering, Bewusstsein wird darin eher zu einem deus ex machina, einem Geist in der Maschine des Gesamtrahmens.)
Schließlich möchte ich auch noch, wenn auch nur kurz, auf die Aussagen eingehen, die aus der Quantenmechanik (QM) diesbezüglich abgeleitet werden, als ein Modell, welches als das erfolgreichste wissenschaftliche Modell überhaupt gesehen wird (eine Schätzung besagt, dass es eine Million mal genauer ist als die Newton’sche Physik).
Die zentrale Aufmerksamkeit der QM richtet sich auf etwas, was als „Kollaps der Wellenfunktion“ bezeichnet wird (was vereinfacht gesagt Folgendes bedeutet: Um 1925-26 formulierten sowohl Heisenberg als auch Schrödinger eine Reihe mathematischer Gleichungen zur Beschreibung subatomarer Teilchen. Heisenberg beschrieb komplizierte S-Matrix Gleichungen und Schrödinger einfachere Wellenfunktionen. Es zeigte sich schnell, dass die Ergebnisse beider austauschbar waren, und so wurde die einfachere davon, die Schrödinger’sche Wellenfunktion, zum Standard der QM – und der „Kollaps der Wellenfunktion“ bezieht sich auf den Kollaps der Schrödinger’schen Gleichungen.
Max Planck (der durch die Vorstellung, dass Energie nicht in einem Kontinuum, sondern in konkreten Einheiten oder Quanten existiert, 1905 die Quantenrevolution begann) stellte fest, dass, wenn man die Ergebnisse der Schödinger’schen Gleichungen quadrierte, man die Wahrscheinlichkeit eines spezifischen Aufenthaltsortes (und/oder eine Reihe anderer Charakteristika) des Teilchens erhielt, um das es geht (doch man erhält gleichzeitig nur zwei Charakteristika, und – der Kniff dabei – je mehr man von dem einen findet, desto weniger erhält man von dem anderen). Das Ergebnis dieser Unsicherheit der Bestimmung beider Variablen wurde als Heisenberg’sche Unschärferelation bekannt, welche eine strikte Kausalität in den physikalischen Wissenschaften beendete (und wahrscheinlich „Kausalität“ für die Realisten aus der Ebene des „Realen“ entfernte). Doch der wirkliche „Kick“ kam von der Tatsache, dass vor der eigentlichen Messung des Partikels, über das man Informationen erhalten möchte, dieses Teilchen nur als eine Wahrscheinlichkeit existiert – man konnte buchstäblich nicht sagen, ob es existierte oder nicht. Darüber hinaus bestimmte die Art der Messung, welche gegenüber dem Teilchen angewendet wurde, das, was damit hervorgerufen wurde – unterschiedliche Messmethoden führten zu unterschiedlichen Erscheinungen mit unterschiedlichen Eigenschaften. Dies veranlasste John Wheeler zu der Aussage, dass wir in einem „partizipatorisch-beobachteten“ Universum leben. Die QM wurde nun in unterschiedlichsten Maßstäben angewendet, von den allerkleinsten bis zu den allergrößten, wie auch auf Gehirnfunktionen, die Biologie usw., und bleibt somit „die erfolgreichste physikalische Theorie aller Zeiten.“ Was bemerkenswert an dieser Theorie ist, ist, wie stark sie Epistemologie und Ontologie vereint – die zwei bringen sich gegenseitig hervor. Eine andere Epistemologie führt zu einer anderen Ontologie, und eine andere Ontologie steht in einem Bezug mit einer bestimmten und anderen Epistemologie – und jede davon bringt die entsprechende Dimension hervor (oder mit-erschafft sie).
Ich möchte die Rolle der QM innerhalb der Integralen Theorie nicht überbetonen. Ich möchte jedoch darauf hinweisen, dass, beginnend mit Karl Popper, die Rolle der Wissenschaft den KR bestimmt hat, doch dass sich die Wissenschaft auf tiefgreifende Weise verändert hat, etwas, mit dem der KR nicht schrittgehalten hat. Wenn es jemals einen Fall gegeben hat, wo „die Weisen des Wissens“ die „Weisen des Seins“ auf viele Arten bestimmen, dann ist die QM unleugbar so ein Fall. Unterstellt man dann, dass QM die erfolgreichste physikalische Theorie der Geschichte ist, dann sollte die eigene „Ontologie“ damit Schritt halten. Ich sollte noch erwähnen, dass nicht nur die Existenz der vier Quadranten von Bedeutung ist – viele Theoretiker berücksichtigen die vier Quadranten – sondern ihre Eigenschaft als vier unterschiedliche Dimensionen des gleichen Ereignisses, von Augenblick zu Augenblick, als ein Merkmal der IT. Die vier Quadranten reichen bis ganz nach unten, und das bedeutet, dass Bewusstsein selbst bis ganz nach unten reicht, als ein intrinsischer Teil des Gewebes [fabric] des Kosmos. Das unterscheidet die Integrale Theorie von so vielen anderen Theorien. Zu des Aspekten des Bewusstseins, welches selbst vor allem eine Öffnung oder Lichtung ist in welcher subjektive und objektive Phänomene erscheinen können, gehören:
- Kreativität (als ein Teil der Öffnung, in der Neues erscheinen kann, und die Mittel, durch die es erscheinen kann)
- Ein automatisches epistemisches-Wahrnehmen des vorangegangenen Augenblicks (Was die Ontologie des gegenwärtigen Augenblicks unterstützt oder mit-erschafft – seine „Erfassung“ bringt ihn hervor, und sein Wahrgenommen-Werden durch ein Interpretierendes a la Peirce fügt seinem Wesen einen unvermeidbaren interpretierendes Moment hinzu.)
- Wobei gleichzeitig der bewahrende Teil (Transzendiere und Bewahre) sich auf den vorherigen Augenblick bezieht, der einst ein Subjekt war, und jetzt ein Objekt des neuen Subjektes ist, aufgenommen und buchstäblich dem neuen Subjekt einverleibt wurde. Durch dieses Aufnehmen und Bewahren wird das Sein oder die Ontologie des neuen Subjektes entsprechend verändert – und wieder sind epistemisches-Bewusstsein und holonisches-Sein co-kreativ und wechselseitig bestimmt als zwei Aspekte eines ganzen realen Ereignisses. Das Herausnehmen des epistemischen-bewusstseins- fühlen aus dem Holon, unter Zurücklassung seines toten und entblätterten Seins oder seiner Ontologie bringt das Wesen, um das es geht, um, und überträgt auf eine anthropozentrische Weise alles epistemische-wissen-fühlen ausschließlich auf Menschen, welche dann Theorien über diese entblätterten Ebenen des Seins formulieren, die sie als „das Wirkliche“ betrachten. Das ist tragisch.
- Weiterhin, was den „Bewahren“ Teil des „Transzendiere und Bewahre“ betrifft, ist es so, dass der transzendierende Teil Eros ist, als GEIST-in-Aktion (oder GEIST-in- Selbstorganisation), welcher spirituelle Kreativität in jeden Augenblick einbringt (und so die Evolution zu einem Ereignis von „Selbstorganisation durch Selbsttranszendenz“macht, wie Erich Jantsch es formulierte). Während das geschieht, kümmert sich der bewahrende Teil um die Aspekte, die man als „Kausalität“ und Induktion kennt. Wenn der Grad von Kreativität oder Neuheit in einem Holon extrem klein ist (wie z. B. bei einem Quark), dann wird das bewahrende Moment des vorangehenden Augenblicks der mit Abstand stärkste Bestimmungsfaktor des neuen Subjektes sein, und das neue Subjekt erscheint als vollständig deterministisch (mit nur sehr wenig Kreativität im Gegensatz zur Kausalität). Doch Whitehead weist darauf hin, dass es kein Wesen gibt, bei dem die Kreativität gleich Null ist, sondern lediglich verschwindend gering, und dass es daher auch keine strenge und absolute Kausalität gibt (das gleiche sagt die QM). Weiterhin ist es so, dass je weiter oben ein Holon in der großen Kette des Seins auftaucht, über desto mehr Neuheit und Kreativität verfügt es. Ein Physiker kann voraussagen, wo der Planet Uranus sich in etwa in 1000 Jahren befinden wird, aber kein Biologe kann mir sagen, wo mein Hund sich in einer Minute befinden wird. Für diejenigen Holon-Wesen mit wenig Kreativität gibt die „Transzendiere und Bewahre“ Mechanik eine Antwort auf Humes Kritik an Kausalität und Induktion (d. h. sie spricht für ihre Existenz, auch wenn beides mehr und mehr abnimmt im Zuge von Entwicklung und Evolution).
Ich möchte wiederholen, dass es vieles gibt, was ich am KR sehr schätze. Ich schätze vor allem, dass ich darin einen Verbündeten habe gegen den Relativismus des extremen Postmodernismus (auch wenn ich, leider, Probleme darin sehe, wie der KR dabei vorgeht und Bewusstheit aus dem Kosmos entfernt und „das Reale“ als eine reine entblätterte „Ontologie“ übrig lässt). Doch KR hat das Herz auf dem rechten Fleck, so könnte man sagen, und Bhaskar selbst ist ein ganz außerordentlicher Mensch, und hat alles, was meiner bescheidenen Meinung nach einen guten Philosophen ausmacht …
Das Lustige dabei ist, dass verschiedene Theoretiker Hinweise gegeben haben, wie KR und IT zusammengebracht werden können, und es auch zu einer (sogar engen) Übereinstimmung kommen kann, mit ein paar grundlegenden Änderungen: Ich sollte dabei die Ontologie als „das Reale“ akzeptieren, und CR sollte das Epistemisch-Ontische als korrelative Dimensionen der gleichen Ganzheit aller empfindenden Holons bis ganz nach unten akzeptieren. Beim Lesen vom KR sehe ich jedoch eine subtile – sehr subtile – Tendenz, alles auf eine letztendliche Verankerung in der Essentialität der wahrnehmungsfreien rechtsseitigen Quadranten zu reduzieren (und ich bin mir sicher, dass der KR die IT als etwas sieht, was alles in subtiler Weise auf die linksseitigen Quadranten reduziert).
Doch meine Position ist und bleibt, dass alle vier Quadranten gleichermaßen real sind, gleichermaßen gegenwärtig sind, dass sie tetra-hervorbringen und sich tetra-entwickeln, und alles, was dahinter zurückbleibt (dazu gehören auch Ebenen, Linien, Zustände, Typen, Drehpunkte und Wechselpunkte, ein Integral Methodologischer Pluralismus und eine Integrale Postmetaphysik) kaum als „integral“ bezeichnet werden kann.
Eine Ergänzung zu meiner Antwort auf den Kritischen Realismus
Quelle: http://www.integrallife.com/integral-post/response-critical-realism-defense-integral-theory
Seit ich meine Antwort geschrieben habe, habe ich mehrere Artikel gesehen, welche die Integrale Theorie und den Kritischen Realismus vergleichend gegenüberstellen. Sie alle sagen praktisch das Gleiche. Es wird darauf hingewiesen, auf welche Weisen der Kritische Realismus von der Integralen Theorie profitieren kann, und wenn es um die Frage geht, was die Integrale Theorie vom Kritischen Realismus übernehmen kann, dann lautet die Antwort im Wesentlichen: „eine solide Ontologie“.
Dazu möchte ich etwas sagen. Zuerst, wenn Sie dem zustimmen, dann tun Sie dies, wenn Sie möchten. Die Grundaspekte des Rahmens der Integralen Theorie bleiben davon unberührt. Und worum es beim integralen Modell geht ist, dass Menschen es so für sich anwenden wie sie das wollen und es ihren Erfordernissen entspricht.
Doch auf manche Weise ist dies unfair gegenüber der Integralen Theorie. Wie bereits einige in ihren Antworten auf diese Kritik gesagt haben, hat die Integrale Theorie eine ausführliche Ontologie – von den „Involutionären Gegebenheiten“ zu den zwanzig Grundaussagen, deren erste lautet: „Die Wirklichkeit insgesamt ist nicht aus Dingen oder Prozessen zusammengesetzt, sondern aus Holons.“ Holons sind Ganzheiten, die Teile von anderen Ganzheiten sind (so wie ein ganzes Atom ein Teil eines ganzen Moleküls ist, und ein ganzes Molekül Teil einer ganzen Zelle ist, und eine ganze Zelle Teil eines ganzen Organismus ist, usw. Sie sind Ganze/Teile oder Holons.) Dies wird manchmal auch wie folgt formuliert: „Wirklichkeit setzt sich zusammen aus Perspektiven, welche Holons sind“ (aus Gründen die weiter unten erläutert werden). Da alles in allen Quadranten Holons sind, ist die integrale Landkarte von Ontologie durchdrungen (doch, wie ich behaupte, ist dies eine Ontologie, welche untrennbar ist von Epistemologie und Methodologie, als miteinander verwobene Aspekte eines Ganzen – viele Subjekte, viele Methoden, viele Objekte – bzw. Wer’s, Wie’s und Was).
Doch, wie schon gesagt, wenn jemand im Hinblick auf Ontologie dem Kritischen Realismus folgt, nur zu. Ich selbst tue das nicht, weil es zuallererst eine Trennung von Epistemologie und Ontologie bedeutet, um dann die Epistemologie in der Ontologie zu „gründen“ (als dasjenige was die Integrale Theorie angeblich vom Kritischen Realismus übernehmen sollte) – doch Epistemologie und Ontologie sind nicht getrennte und trennbare Bereiche. Sie sind, von Beginn an, wechselseitig interaktiv, sich hervorbringende und ergänzende Aspekte des Ganzen. Sie können nicht, wie schon erwähnt, gewaltsam voneinander getrennt werden, um sie dann wieder zusammenzuführen, in dem eines sich im anderen „gründet“. Epistemologie (und Methodologie) und Ontologie sind integral miteinander verwoben und sich gegenseitig hervorbringend, und tragen beide einen nicht-reduzierbaren Aspekt zum Ganzen der Wirklichkeit bei, und keines ist dabei gegenüber dem anderen zu privilegieren (ohne einen Rückfall in ein erste Rang Denken). Epistemologie (und Methodologie) und Ontologie sind jeweils entscheidende und sich gegenseitig durchdringende Aspekte eines jeden existierenden Holons (von ganz nach oben bis ganz nach unten), und der Grund dafür ist ein echter (und nicht nur behaupteter) Panpsychismus als ein Kosmos, wo Bewusstsein, Tun und Sein hervorbringende [enactiv] Dimensionen eines untrennbaren und unendlich miteinander verbundenen Universum sind – bis ganz nach oben und ganz nach unten.
Dieser Ansatz unterliegt weder einer epistemischen Täuschung (wo Epistemologie privilegiert und Ontologie daraus abgeleitet wird), noch einer ontischen Täuschung (wo Ontologie privilegiert und Epistemologie daraus abgeleitet wird). Ontologie wird auch nicht als getrennt und einem eigenen Bereich zugeordnet gesehen, ebenso wenig wie Epistemologie als getrennt und einem eigenen Bereich zugeordnet gesehen wird – beide erscheinen gemeinsam (als Teil eines 4-Quadranten-tetra-Erscheinens, bis ganz nach oben und bis ganz nach unten. Sie ko-evolvieren gemeinsam, und bringen sich miteinander hervor).
Der Kosmos ist zu sehr verwoben und zu sehr untrennbar und zu sehr hervorbringend, um auf eine andere Weise existieren zu können – es gibt keine Aufbewahrungsdimensionen [silos] irgendwo im Universum. Atome treten gleichzeitig mit ihrem sich „kennen“ in die Existenz; Moleküle treten gleichzeitig mit ihrem sich „kennen“ in die Existenz; und das gleiche gilt für Zellen, Organismen und so weiter. Wenn ihr Wissen und Sein nicht zusammenpassen (was möglich ist und oft geschieht), dann hört das betreffende Holon einfach auf zu existieren – es wird durch die Evolution nicht unterstützt, egal ob es sich um ein subatomares Teilchen, ein Tier oder eine Idee handelt.
Es ist die Weigerung, Ontologie in Epistemologie oder Epistemologie in Ontologie zu gründen, welche die Integrale Theorie vom Postmodernismus und dem Kritischen Realismus unterscheidet. Anstatt zu sagen, dass Epistemologie in Ontologie gegründet ist, gibt es eine „gegenseitige Resonanz“, welche zwischen diesen beiden Dimensionen des Seins auftritt oder nicht, und ihre sich hervorbringende Gegenseitigkeit passt entweder zusammen (und das Holon wird von der Evolution weiter unterstützt) oder passt nicht zusammen (und das Holon hört im nächsten Augenblick auf zu existieren). Dies sind nicht zwei gegenseitig getrennte Bereiche (Epistemologie und Ontologie), die aufeinandertreffen und sich reflektieren oder nicht, sondern zwei sich gegenseitig hervorbringende und ko-existierende Dimensionen in interaktiver Resonanz im lebendigen Kosmos, und wenn diese Resonanz nicht gegeben ist, dann hört das Holon ohne diese Resonanz auf zu existieren. Es verschwindet in der kosmischen Erinnerung als eine Spur von etwas, das einmal war, aber nicht mehr ist.
Diese Notwendigkeit einer gegenseitigen Hervorbringung [enaction] ist Teil des kreativen Prozesses, der gleichzeitig verschiedene Subjekte, verschiedene Aktionen (Methoden) und verschiedene Objekte hervorbringt, Die „Vielfalt“ in jedem Fall tritt genau deshalb auf, weil alle drei miteinander verwoben sind. Wenn eine neue Dimension(z. B. als ein neues Subjekt) evolviert, müssen die anderen Dimensionen damit in Resonanz sein (und ko-evolvieren), um den Ganzheitsaspekt des Holons zu erhalten. Diese Ganzheit ist nicht die extrinsische Summe getrennter Bereiche (wie Epistemologie, Methodologie, Ontologie), sondern die dynamisch-verwobene Beziehung von intrinsisch ko-evolvierenden, ko-erschaffenden, ko-hervorbringenden intern aufeinander bezogenen holonischen Dimensionen, welche, in der Tat, in Resonanz miteinander sein müssen, da sie anders nicht existieren können. Es ist die Wirklichkeit von gegenseitiger Hervorbringung, welche die Notwendigkeit für eine gemeinsame Resonanz dieser Dimensionen in einem Holon schafft und sicherstellt, dass sie sich alle miteinander entwickeln, sich immer wieder auf ihre Wirklichkeiten anpassen und darauf einstellen, bis eine wahrhaft ganze Resonanz sich unter ihnen allen einstellt. Es ist diese gegenseitige Resonanz unter miteinander verwobenen Dimensionen und nicht ein isoliertes „Gründen“ einer Aufbewahrungsdimension in einer anderen Aufbewahrungsdimension, welches Wissen überhaupt ermöglicht. Und es ist die grundlegende Basis eines „richtigen“ Wissens und authentischen Seins (gegenseitiger Resonanz) gegenüber einem „falschen“ Wissen und inauthentischem Sein (ein Mangel an gegenseitiger Resonanz führt zu einem Bruch einer der Dimensionen gegenüber den anderen, und dem verzweifelten Versuch einer Wiederverbindung, in dem künstlich eine der Dimensionen in einer anderen „gegründet“ wird).
(Aus diesem Grund wird die Aussage „Wirklichkeit ist zusammengesetzt aus Holons“ oft auch formuliert „Wirklichkeit ist aus Perspektiven zusammengesetzt, welche Holons sind.“ Hierbei sind sowohl Epistemologie – als Perspektiven – und Ontologie – als Holons – angesprochen, und ihr gegenseitiges Existieren, miteinander Auftreten und gegenseitiges sich Hervorbringen. Perspektiven sind nicht in Holons gegründet und Holons sind nicht gegründet in Perspektiven – sie bringen sich gegenseitig hervor, so dass eine Veränderung in einem über Resonanz zu einer Veränderung im anderen führt. Dies sind komplementäre Aspekte eines Ganzen, welche das Ganze ganz sein lässt, mit einer integral pluralistischen Epistemologie, einer integral pluralistischen Methodologie und einer integral pluralistischen Ontologie. Sie alle sind miteinander verwoben und voneinander untrennbar und daher offen, nicht als „Reflektionen“ separater Aufbewahrungsbereiche, sondern als eine gegenseitige Resonanz komplementärer Aspekte des Ganzen).
Der echte (und nicht nur behauptete) Panpsychismus (oder, was ich bevorzuge, Pan-Innerlichkeit) ist ein wichtiger Teil dieser Gleichung gegenseitiger Resonanz des Ganzen. Dies ist sehr ähnlich dem Standpunkt von Charles Sanders Peirce — Amerikas einmütig anerkanntem philosophischem Genie. Dass Epistemologie und Ontologie radikal untrennbar sind, bedeutet, dass jedes Zeichen nicht nur ein Objekt oder Referent repräsentiert, sondern gleichzeitig und teilweise auch diesen Referenten interpretiert („Wissen“ und „Sein“ erscheinen miteinander). Peirce sagt über den Vorgang semiotischen Wissens, dass dieser besteht aus „einer Aktion oder Einfluss, welcher die Operation dreier Subjekte ist und daraus besteht, dass Zeichen, sein Objekt und sein Interpret [man beachte den Interpreten dabei], dieser drei-bezügliche Einfluss ist auf keine Weise darstellbar als eine Aktion zwischen den Paaren [dieser drei miteinander verwobenen Dimensionen].“ Dies bedeutet, dass epistemisches Zeichen und ontisches Objekt kategorisch untrennbar voneinander und dem Vorgang der Interpretation sind, und es ist nicht so, dass eines im anderen „gründet“ oder „reflektiert“ wird. Peirce Kommentar zu einer derartigen konventionellen, aufbewahrenden und fragmentierenden Theorie von Epistemologie und Ontologie ist: „Es ist ein merkwürdiges Ding, wenn man darüber nachdenkt, dass ein Zeichen es seinem Interpreten überlässt einen Teil der Bedeutung zu liefern; doch die Erklärung des Phänomens liegt in der Tatsache, dass das gesamte Universum – nicht nur das existierende Universum, sondern das umfassendere Universum, welches das existierende Universum beinhaltet, das Universum auf welches wir uns meistens als ‚die Wahrheit‘ beziehen – dass dieses gesamte Universum von Zeichen durchdrungen ist, wenn es nicht sogar ausschließlich aus Zeichen besteht.“ Epistemische Zeichen und ihre ontischen Objekte gehören untrennbar zusammen – bis ganz nach oben und ganz nach unten – und sie wirken, wie Peirce es sagen würde, nicht so, dass eines von ihnen getrennt vom anderen das andere „reflektiert“ der „gründet“, sondern in einer gegenseitigen „Durchdringung“ von beiden durch das ganze Universum hindurch.
(Peirce ist vor allem bekannt durch die Gründung der Schule des Pragmatismus. Als William James begann, sich selbst als einen Pragmatisten zu bezeichnen, war Peirce nicht begeistert von dessen Darstellung, und änderte den Namen seines Systems in „Pragmatizismus“, als „einen Begriff“ wie er schrieb, „der so hässlich ist dass er Diebe entmutigt.“
Doch ich möchte noch einmal sagen, dass man Ontologie heraustrennen kann, um darauf die Epistemologie zu gründen, wenn man das möchte, und dennoch weiterhin den integralen Rahmen verwenden kann – kein einziger Aspekt dieses Rahmens wird grundlegend davon berührt (auch wenn das Gesamtverständnis davon betroffen ist). Und diejenigen, die sagen, dass der Integralen Theorie diese Art von „ontologischer Gründung“ fehlt, haben natürlich völlig recht.
(aus: Online Journal 40 und 43)