Ken Wilber über Transkriptionen seiner mündlichen Aussagen

Ken Wilber Texte

Ken Wilber über Transkriptionen seiner mündlichen Aussagen

Ken Wilber über Transkriptionen seiner mündlichen Aussagen

[Aus: Don’t take it too seriously, ein Audiomitschnitt von einem Seminarwochenendes 2003 mit Ken Wilber, http://www.formlessmountain.com/audio.html]

Ich habe in meinem ganzen Leben keine Interviews gegeben, und auch nicht die Erlaubnis zu Transkriptionen – und dafür gibt es einen Grund.

Nimmt man lediglich die
Worte, die ich [z. B.] heute gesagt habe, transkribiert sie und liest sie, dann ist das eine sehr sehr andere Erfahrung die man macht, im Vergleich zu der hier dabei zu sein. Etwa so: „dieser Typ muss ein ziemlich sturer Hund sein“… Ich lese Transkriptionen von Gesprächen mit mir, und das jagt mir einen gehörigen Schrecken ein [Lachen], das ist alles so kalt … Wenn man mich jedoch beim Sprechen sieht, dann erkennt man, dass das nur ein Teil ist von dem was geschieht. Wenn ich über integrale Studien spreche, dann bemühe ich mich immer um Leichtigkeit. Das ganze sollte immer mit einer gehörigen Portion Leichtigkeit und Humor rübergebracht werden. Der Hauptschatten und das Hauptproblem mit [höheren Entwicklungsstufen wie] gelb, türkis oder integral usw. ist, dass das zu ernst genommen wird.
Jede Ebene hat ihre Fallgruben – fehlender Humor ist die Hauptfalle, in die Menschen auf dem integralen Weg tappen können. Und das ist verständlich. Alle Fallgruben sind verständlich. Menschen orientieren sich integral, und weil das so sehr nachvollziehbar ist, und alles in ihrem Leben betrifft, „klinken“ sie sich dort gewissermaßen ein – sie finden es großartig, und das ist OK, aber man kann es dann auch übertreiben, die Zähne zusammenbeißen, und wenn Freunde vorbeikommen,
dann lautet die Order: IHR MÜSST DIESE DREI BÜCHER LESEN!…

Ihr glaubt nicht wie viele e-mails ich von Frauen bekommen, die etwa lauten: „du hast meinen Freund völlig versaut, er liest die ganze Zeit nur noch diesen Mist, ich möchte einfach nur mit ihm reden, und er antwortet mir mit diesen Quadranten-Zeug. [Lachen] Und deshalb bin ich mit all dem sehr vorsichtig.

Vieles meiner Kommunikation geschieht nicht-verbal. Bei Gesprächen wie diesen kommuniziere ich mit dem subtilen Körper, mit Humor und Leichtigkeit, so dass wir das schon auch ernst nehmen können aber dabei nicht zu Faschisten werden. Das ist für mich sehr wichtig. Das verwirrt manche Leute. Sie kommen her, wollen reden, und wenn man das macht, dann machen die Leute aus dem Integralen einen Kult… Dennoch habe ich die Einwilligung zur Transkription einiger der Dialoge [zwischen Wilber und Andrew Cohen] gegeben, und was dann immer geschieht ist, sie nehmen das Schamloseste dessen was ich gesagt habe, z. B. „Therapeuten sind die Zuhälter des Samsara“ [Lachen], … oder „Tibetischer Buddhismus ist ein wunderbar vollständiges System – für das feudale Tibet“ [Lachen]…“ und daher ziehe ich eine umfassendere, audio-visuelle Präsentation dieser Dinge vor. Die Menschen können mich dann sehen, hören worüber ich spreche, und entscheiden ob das aufrichtig ist oder nicht, und dann können sie mich vor dem Hintergrund richtiger Voraussetzungen und Gründe hassen, und nicht aus den Falschen, so wie es jetzt ist. Wenn die Leute mich verachten, dann bitte für das was ich bin, und nicht für das was ich nicht bin. [Lachen]. Ich bin also sehr ambivalent diesbezüglich, aber wir haben nun damit begonnen, und ich bin bemüht, in den Stunden unserer Konversation [mit Andrew Cohen] nicht allzu viele schlimme Dinge zu sagen…

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