Die Bedeutung des psychodynamischen Moduls

Psychologie / Therapie

Die Bedeutung des psychodynamischen Moduls

Ken Wilber

Frage: Sie empfehlen Psychotherapie als eine hilfreiche Methode im Rahmen eines psychodynamischen Moduls einer integralen Praxis. Gehen sie zu einer Psychotherapie und inwieweit hilft ihnen das?

KW: Ja, dazu kann ich einiges sagen, es ist natürlich ein langes und faszinierendes Thema. Wir glauben, dass das psychodynamische oder psychotherapeutische Modul sehr wichtig ist – wenn Menschen sich nur für drei oder vier Module entscheiden, dann empfehlen wir dieses Modul als einen Grundbaustein, zusammen mit einer physischen Praxis, speziell Krafttraining, dann natürlich Meditation und einem kognitiven Modul. Das ist dasjenige, wo  Menschen am meisten hängen bleiben. Man kann ziemlich erleuchtet sein und trotzdem immer noch viele Arten von abgespaltenen Subpersönlichkeiten haben, abgespalten durch Widerstände und Unterdrückung, die mit einem meditativen Bewusstsein alleine nicht wirklich erreicht werden können. Man muss sich darum kümmern und sich gewissermaßen auf psychotherapeutische Ausgrabungen einlassen, um diese kleinen Teufelchen zu erreichen. Wir empfehlen das wirklich und haben ein paar sehr vereinfachte Versionen von Schattenarbeit und Arbeit mit psychodynamischen Elementen entwickelt, einschließlich lebendiger Traumbilder während derNacht und auch während des Tages, indem wir mit den ein oder zwei Menschen arbeiten, die einen entweder am meisten geärgert oder am meisten beeindruckt haben. Wir gehen dabei durch eine Reihe von Übungen, die einem dabei helfen Projektionen zu erkennen und zurückzunehmen, die man dort hineingebracht hat und die zu einer übertriebenen emotionalen Reaktion führen. Diese Art von Arbeit kann man natürlich noch sehr viel detaillierter machen, aber selbst in einer vereinfachten Version [sind sie schon wirksam], fünf Minuten am Morgen und fünf Minuten am Abend, in einer Rückbetrachtung sich dasjenige anschauend, was einen am meisten aufgeregt und abgestoßen – oder angezogen hat, die unübersehbaren auf Schattenelemente, und die Arbeit damit. 

Und was mich selbst betrifft, ich habe viel Zeit zwischen meinem zwanzigsten und meinem vierzigsten Lebensjahr mit den unterschiedlichsten Lehrern der Ostens und des Westens verbracht, in unterschiedlichen Formen, psychologisch oder spirituell. Ich habe sehr viel Zen- Meditation gemacht, Dzogchen, Dao-Praktiken usw. Ich habe sehr viel psychotherapeutische Arbeit gemacht, einer der für mich wichtigsten Lehrer war jemand mit dem Namen George Alexander Young, Bob Young, ein Psychiater in Omaha. Er selbst studierte bei Franz Alexander, und wurde von ihm auch analysiert, welcher wiederum von Freud analysiert wurde. Franz Alexander ist bekannt als der Gründer psychosomatischer Medizin in diesem Land [USA]. Fritz Pearls studierte mit Franz Alexander, und beide vermittelten eine sehr ähnliche Art von Gestaltarbeit. Ich sehe mich in einer Generationenfolge, was dies betrifft, doch auch Bob Young war sehr wichtig, er war Trauzeuge bei meiner ersten Hochzeit und machte mich mit meiner Frau Ami bekannt. Er ist schon gestorben und war ein wirklich außerordentlicher Mensch. Und dann war ich noch in vielen Encountergruppen, und habe dort viel gearbeitet.
Wir können all diese Arbeit in vereinfachter Form zusammenfassen, und das ist das, was wir mit unserer Version einer ITP erreichen möchte

(Quelle: Ken Wilber, IOS Version 1.0 The importance of the psychodynamic module)

(aus: Online-Journal Nr. 2)

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