– eine Übung
Michael Habecker
Im Telefoninterview auf der Tagung des Integralen Forum in Bremen 2009 wurde Ken Wilber auch nach seiner derzeitigen persönlichen Praxis gefragt. Er antwortete darauf, dass diese aus der „perfect practice“ des Spürens der Selbst-Kontraktion von Augenblick zu Augenblick besteht und aus Tonglen.
Daraus ist die folgende Übung entstanden.
Ich fühle die Zusammengezogenheit meines Herzens und deines Herzens.
Mit jedem Einatmen atme ich diese Zusammengezogenheit ein.
Mit jedem Ausatmen verströme ich so viel Güte und Hinwendung wie möglich.
Das, was all dies fühlt, ist frei von Zusammengezogenheit.
Ich fühle die Wut und Verzweiflung in mir und in dir.
Mit jedem Einatmen atme ich diese Wut und Verzweiflung ein.
Mit jedem Ausatmen verströme ich so viel Güte und Hinwendung wie möglich.
Das, was all dies fühlt, ist frei von Wut und Verzweiflung.
Ich fühle das, was mir wichtig ist, und das, was dir wichtig ist, und das was uns unterscheidet.
Mit jedem Einatmen atme ich die Kluft der Unterscheidung und den Schmerz des Getrenntseins ein.
Mit jedem Ausatmen verströme ich so viel Güte und Hinwendung wie möglich.
Das, was all dies fühlt, ist frei von Schmerz und Getrenntsein.
Ich erlebe als ein Individuum alle Freuden und Ängste, die damit verbunden sind.
Indem ich mich in dich einfühle, erlebe ich diese Freuden und Ängste auch bei und mit dir.
Mit jedem Einatmen atme ich diese Freuden und Ängste ein.
Mit jedem Ausatmen verströme ich so viel Güte und Hinwendung wie möglich.
Das, was all dies fühlt, ist frei von Freuden und Ängsten.
Mögen wir uns im Bereich des Getrenntseins immer mehr in unseren Herzen berühren.
Mögen wir die Gnade erfahren, das, was jenseits von Trennung ist, mehr und mehr zu (er)leben.
(aus: IP 13, 2009)