Die Integrale Akademie, DIA, heute
In unserer Zeit stehen wir vor großen globalen und lokalen Herausforderungen: Die Angebote der DIA stellen für komplexe Lösungen das Orientierungswissen der integralen Theorie und die Offenheit evolutionärer Ansätze zur Verfügung, damit sich Menschen den Anforderungen des Lebens zur Verfügung stellen und dazu ihre besten Kräfte entfalten können.
- DIA bietet eine übersichtliche Plattform für Veranstaltungsangebote der DIA-Partner aus dem integral-evolutionären Feld, ein breites Spektrum an Seminaren, Ausbildungen, Retreats und Online-Kursen zu gundlegenden und aktuellen Themenbereichen wie Business, Integrale Lebenspraxis, Ökologie, Pädagogik, Politik, Psychologie/Psychotherapie, Spiritualität, u.a.
- DIA arbeitet seit Jahren mit vielen Partnern und einem großen Stab aus hochkarätigen deutschsprachigen und teils internationalen Referenten:innen, zusammen.
- DIA versteht sich auch als Integrator und verbindende Anlaufstelle für interessierte Teilnehmer:innen und Seminaranbieter. Für Referent:innen sowie Anbieter von Veranstaltungen bieten wir ein professionelles Forum, um die verschiedenen Angebote einem breiten Publikum zugänglich zu machen.
Entwicklung vom Start bis heute
Bei ihrer Gründung 2008 war DIA ein gemeinsames Projekt der Integralen Initiative Frankfurt e.V. (IIF), dem Integralen Forum e.V. (IF) und der European Integral Academy (EIA). Bis Ende 2019 wurde das Projekt DIA rechtlich unter dem Dach des IIF organisiert, stets eng verwoben mit Aktivitäten des IF. Seit Januar 2020 ist die Betriebstätigkeit der DIA vollständig ins IF integriert und inzwischen ist auch der vereinsrechtliche Übergang vom IIF zum IF vollzogen. Als Akademie-Angebot ist DIA jetzt Teil des Portfolios des Integralen Forum e.V.
Ken Wilber zur DIA
Interview mit Ken Wilber zur Gründung der DIA
Höhepunkt des Festakts war ein Telefoninterview, das der designierte Geschäftsführer der DIA, Dennis Wittrock, im Beisein von Dr. Susanne Cook-Greuter mit dem prominentesten Impulsgeber der integralen Bewegung, Ken Wilber persönlich, moderieren durfte.
Ken überbrachte seine Glückwünsche für die DIA und das Publikum begrüßte ihn wie gewohnt lautstark.
Zentrale Themen des Interviews waren Entwicklungstheorien, sowie die Entstehung einer integralen Kultur. Weitere Themen waren die kritische Würdigung des Spiral Dynamics Modells, „Umschaltpunkte“ der horizontalen Entwicklung durch die Bewusstseinszustände und deren Pathologien, Schwierigkeiten in der Prognose kollektiver Entwicklungstrends, das neue Internet Portal „Integral Life“ und ein Bericht von der Konferenz über Integrale Theorie in San Francisco.
Audio: DIA – Ken on Susannes work
Gründung
„BUENOS DIA!" – oder: eine glückliche Geburt
Bericht von der Gründung der DIA – Die Integrale Akademie am 03.09.2008 in Frankfurt Niederursel
Am 3.September 2008 erblickte DIA – Die Integrale Akademie in Frankfurt, Niederursel, feierlich das Licht der Welt. Vorangegangen war ein Seminar mit Dr. Susanne Cook-Greuter zur Erwachsenen-Entwicklungstheorie, zu dem sich rund 40 Teilnehmer im beschaulichen ‚Schmelztiegel der integralen Bewegung in Deutschland’ eingefunden hatten. Mit vielen lebendigen und anschaulichen Präsentationen und Übungen vermittelte die Co-Direktorin des Integral Psychology Centers des Integral Institute – und neue Präsidentin der DIA – die Nuancen ihres Modells, das sie in jahrzehntelanger wissenschaftlicher Arbeit, basierend auf Jane Loevingers Arbeiten, verfeinert hat. Dementsprechend konnte sie am Ende in viele zufriedene und erfüllte Gesichter blicken.
Die meisten der Seminarteilnehmer gesellten sich anschließend auch noch zu den insgesamt etwa 60 illustren Gästen, die die örtliche „Teescheune“ bei der Einweihungsfeier an die Grenzen ihrer Aufnahmefähigkeit brachten. Anwesend waren neben den Vorständen von IIF, EIA und IF u.a. auch Vertreter von Info 3, EnlightenNext, dem World Spirit Forum, der Academy of Inner Sciences, der Universität Köln, sowie ein dutzend Regionalgruppenleiter des Integralen Forums. Auch zahlreiche internationale Gäste, darunter etwa Terry Patten (I-I), Sean Esbjörn-Hargens (JFK University) und Brian Robertson (Holacracy One) ließen es sich nicht nehmen, zumindest virtuell mit ihren guten Wünschen auf der Tafel im Empfangsbereich präsent zu sein.
Sonja Student, treibende Kraft hinter der Integralen Initiative Frankfurt e.V., sowie frühe Visionärin der DIA, begrüßte die Anwesenden sehr herzlich und leitete sie mit ihrer frischen Art durch das Abendprogramm. Sie würdigte insbesondere die zahlreichen finanziellen und ideellen Unterstützer des Projekts.
Nach einem kollektiven Sekt-Prosit gab zunächst der AQAL-Experte und Autor Michael Habecker, seines Zeichens auch Gitarrenpädagoge, zwei selbst komponierte Stücke zum Besten. Es folgte eine Ansprache der neuen Präsidentin der DIA, Dr. Susanne Cook-Greuter, in der vor allem die Brückenfunktion ihrer Person zwischen Europa und den USA deutlich wurde. Nun war der Künstler Schmuel Khedi an der Reihe, der in gefühlvoller Weise der Gitarre und seiner Stimme teils traurige, teils verspielte Melodien entlockte.
Höhepunkt des Festakts war ein Telefoninterview, das der designierte Geschäftsführer der DIA, Dennis Wittrock, im Beisein von Dr. Susanne Cook-Greuter mit dem prominentesten Impulsgeber der integralen Bewegung, Ken Wilber persönlich, moderieren durfte. Ken überbrachte seine Glückwünsche für die DIA und das Publikum begrüßte ihn wie gewohnt lautstark.
Zentrale Themen des Interviews waren Entwicklungstheorien, sowie die Entstehung einer integralen Kultur. Ken und Susanne betonten wechselseitig ihre hohe Wertschätzung für die Arbeit des jeweils anderen. Weitere Themen waren die kritische Würdigung des Spiral Dynamics Modells, „Umschaltpunkte“ der horizontalen Entwicklung durch die Bewusstseinszustände und deren Pathologien, Schwierigkeiten in der Prognose kollektiver Entwicklungstrends, das neue Internet Portal „Integral Life“ und ein Bericht von der Konferenz über Integrale Theorie in San Francisco. Das gesamte Interview wurde aufgezeichnet und wird bald im Internet zugänglich gemacht werden.
Beim anschließenden Büffet genossen die Gäste dann nach dem reichhaltigen kognitiven auch einen hervorragenden kulinarischen Input, den sie dann zum gemütlichen Ausklang des Abends im persönlichen Gespräch bei Wein und Kerzenschein gleichermaßen verdauen konnten. Alles in allem war es eine überaus glückliche Geburt für DIA - Die Integrale Akademie und man darf sehr gespannt sein, wie sich das Kind in Zukunft noch entwickeln wird.
„I-AMness”
Der Künstler Stefan Stark hat der DIA anlässlich der Gründung ein besonderes Geschenk gemacht - ein Musikstück mit dem Titel "I-AMness". Archaisch stammesgeschichtliche Didgeridoo-Klänge (von ihm selber gespielt) werden hier gesampelt mit postmodern-elektronischen Beats. Das Ganze wird verklammert von einem Wilber-Zitat zum reinen Zeugenbewusstsein in einer durchaus tanzbaren, integralen Synthese. Es ist der letzte Clip im Player.
Das DIA Team bedankt sich und wünscht viel Freude beim Hören!
Geschichte(n)
Geschichte(n) von der DIA
Von der Kinderstube zum Erwachsen(er)-Werden: Wie aus einer undifferenzierten Bewegung eine lernende Organisation zu werden beginnt
Von Sonja Student in Zusammenarbeit mit Michael Habecker, Stefan Schoch, Daniela Borschel und Raymond Fismer
Integrale Perspektiven
Spätestens seit der Postmoderne, und noch ganzheitlicher aus integraler Perspektive, wissen wir: Geschichte besteht nicht nur aus Daten und Fakten, sondern auch aus Interpretationen und Geschichten. Diese hängen von Vielem ab: der jeweiligen Weltsicht, den individuellen und kulturellen Prägungen, Färbungen und Schatten, um nur einiges zu nennen. Das gilt vorweggenommen auch für mich. Da ich nunmehr 20 Jahren eine engagierte „Integrale“ bin und aus diesem Impuls gemeinsam mit verschiedenen Weggefährt_innen die DIA gegründet und über viele Jahre verantwortlich mit-geleitet habe, möchte ich meine Sicht auf die DIA-Geschichte(n) mit Ihnen teilen. (Ich habe meine Sicht durch Gespräche und Anregungen von Verantwortlichen aus verschiedenen Phasen ergänzt: so war Michael Habecker bereits bei der DIA-Gründung dabei, Stefan Schoch übernahm die Leitung der DIA von mir, Raymond Fismer betreute die Finanzen, Daniela Borschel mit ihren Marketingerfahrungen kam erst in den letzten beiden Jahren dazu.) Dabei konzentriere ich mich auf Wesentliches, all die Suchbewegungen, Fehler, Erwartungen und Ent-täuschungen, gelungene und misslungene Lernprozesse und Einseitigkeiten lasse ich aus. Sie scheinen oft ganz groß, wenn man mittendrin steckt, und werden kleiner, wenn man mit etwas Abstand auf den gesamten Prozess schaut. Im Laufe der Jahre haben die Verantwortlichkeiten gewechselt, eine wichtige Rolle haben immer engagierte Teams gespielt, wenn sie nicht nur (aber auch) persönlich, sondern auch durch einen gemeinsam geteilten höheren Zweck verbunden waren. Viele, die anfänglich dabei waren, haben einen anderen Platz innerhalb oder außerhalb der integralen Bewegung gefunden. Auch wenn ich nicht alle erwähnen kann, die zum Wachstumsprozess der DIA beigetragen haben, sei allen gedankt für ihren Beitrag. Der Blick hier geht mehr auf die Tiefenströmung und die Antwort der DIA und der sie Tragendenden auf einen Ruf, ein Aufgefordert-Sein, etwas zum Wohl des Ganzen beizutragen, als Antwort auf das, als was die DIA gemeint ist. Denn ist eine Organisation mit einem Zweck einmal auf der Welt, so entwickelt sie – über die Ursprungsintention der Gründer hinaus – im Sinne von Transzendieren und Bewahren – eine innere Logik oder Seele, die gehört werden möchte.
Die Vor-Geschichte(n)
Wie kam ich zur DIA oder die DIA zu mir? Meine erste Begegnung mit dem Integralen hatte ich 1996, vor etwa 20 Jahren. Ein damaliger Coach und Freund schenkte mit Wilbers Buch „Eros, Kosmos, Logos“, das Lesen und zeitgleiche Erkennen großer Zusammenhänge traf mich wie ein Schlag: Alles, was mir in meinem damaligen Leben wichtig war und sich dennoch scheinbar widersprach, bekam Platz in einem weiten Erkennens-Raum: tiefe Verbundenheit mit dem Leben und den Menschen, vor allem den Kindern, mein zivilgesellschaftliches Engagement für Kinderrechte und Demokratie, Gedankenschärfe und Wahrheitssuche, eigene Entwicklung und Förderung von Gemeinschaft und die Hingabe an etwas, das größer ist als das kleine getrennte und ängstliche Ich. Wegbegleiter hatte ich damals leider noch nicht und es kam mir oft so vor, als sei ich die einzige, die integral denkt und dabei irgendwie zwischen allen Stühlen sitzt. Begleiter_innen fand ich erst einige Jahre später im damaligen Arbeitskreis Ken Wilber, dem Vorläufer des Integralen Forums. Nach einigen Stippvisiten in verschiedenen regionalen Gruppen des Arbeitskreises Ken Wilber wie Bremen und Berlin landete ich schließlich im Integralen Salon Frankfurt.
2003 bis 2005: Die Kinderstube – Wenige machen Vieles mit der Anfangseuphorie
Nach kurzer Zeit im Salon übergab der Gründer die Leitung an ein Team, dem auch ich angehörte. Wir tauschten uns aus, fühlten uns in unseren integralen Suchbewegungen zum ersten Mal von anderen Integralen verstanden. Und wir wollten tiefer verstehen, bildeten uns gemeinsam fort und organisierten die ersten Fortbildungen über das Integrale, zunächst vor allem mit Michael Habecker. Weil wir den Nutzen integraler Fortbildungen für uns selber erfuhren, wollten wir auch andere daran teilhaben lassen und so entstand – zunächst keimhaft – die Idee einer Integralen Fortbildungs-Akademie. Sie sollte dem Wohl des Ganzen dienen und daher gemeinnützig sein. 2005 gründeten wir die Integrale Initiative Frankfurt (IIF) als Trägerverein für die zu gründende Integrale Akademie. Geleitet wurde sie wieder durch ein Team aus mir, Petra Frassa, Karin Rixen und Karin Rometsch. Der Name IIF verdankt sich den damaligen Vorschriften für Vereine in Frankfurt als Universitätsstadt. Nur wissenschaftliche Einrichtungen konnten sich hier Akademie nennen und weil wir das nicht waren, konnte der Trägerverein auch nicht wie geplant DIA e.V. heißen. Wir entschieden uns dann für den Namen Integrale Initiative Frankfurt, um die Nähe zum Integralen Forum zu verdeutlichen: Leider führte das in der Folge immer wieder zu Missverständnissen und Verwechslungen mit dem Integralen Forum – IF („da ist doch ein „I“ zu viel oder zu wenig“). Um die Gefahr von Missverständnissen zu vermeiden, kommunizierten wir meistens nur den Namen DIA und nicht den des Trägervereins. Das Gemeinsame war damals wichtiger als klare Abgrenzungen, wenige Menschen hatten viele ehrenamtliche Aufgaben neben ihrem Beruf – ein typisches Merkmal für Bewegungen in der Anfangsphase. Wir bauten die DIA auf und gleichzeitig betreuten wir den Integralen Salon Frankfurt für das Integrale Forum. Diskussionen über Organisationsstrukturen waren damals noch nicht so populär wie heute und wohl auch noch nicht dran.
2005 – 2008: Erfahrungen mit Seminaren und Reflexion
Nach Gründung des Trägervereins IIF konnten wir drei Jahre lang Erfahrungen mit integralen Seminaren und Veranstaltungen machen. Es war eine intensive Lern- und Erprobungsphase – getragen von einer Welle des Enthusiasmus und einem Übermaß an ehrenamtlichem Engagement bis zur Erschöpfungsgrenze. Wir sahen uns nach integralen Referenten um, besuchten Ken Wilber in Colorado, lernten erfahrene amerikanische Referenten wie Terry Patten, Diane Hamilton und Susan Cook-Greuter kennen und suchten Partnerschaften für unser DIA-Projekt: kompetente Referent_innen, interessierte Veranstalter und Partner.
2008: DIA macht Geschichte(n)
Im September 2008 war es dann soweit: Die DIA wurde offiziell gegründet - in einer feierlichen Veranstaltung nach einem Seminar mit der Entwicklungsforscherin Dr. Susan Cook-Greuter, die unsere Gründungspräsidentin wurde. Sie betonte u. a. die große Hoffnung, die sie in das Integrale im deutschsprachigen Raum setzt: „Es scheint mir sogar, dass im Deutschen Raum doch eine größere Affinität zur Grundidee der Bewusstseinsentwicklung und zur Philosophie besteht als in den USA. Man denke da z.B. an Goethes Studien und Alexander von Humboldts Kosmos (1845) als gedankliche Vorläufer des Integralen.“
Das war ein großer Auftrag, in den wir noch hineinwachsen müssen. In solchen euphorischen und vom Anfängergeist getragenen Zeiten vergisst man meistens, wie lange die Verkörperung großer Ideen in der Zeit dauert. Kürzlich schenkte mir eine Freundin eine Postkarte mit einem Zitat des anthroposophischen Vordenkers Hugo Kükelhaus:
„Wir müssen uns ZEIT nehmen, wenn wir GUTES erreichen wollen; Gutes und Gedeihliches für die Seele. Die Zeit, die wir auf eine Sache verwenden, ist der Maßstab ihrer LIEBE zu ihr. Zeit ist gewissermaßen gleich Liebe. Und ohne Liebe kann keine ARBEIT gedeihen.“
DIA war von Anfang an eine gemeinsame Liebe und ein gemeinsames Projekt der Integralen Initiative Frankfurt (IIF), dem Integralen Forum (IF) und der European Integral Academy (EIA). Bei ihrer Gründung waren viele Taufpaten dabei: Ken Wilber online, 60 Gäste persönlich, u. a. auch schon unsere Partner der Herbstakademie Frankfurt, EnlightenNext (jetzt emerge) und info 3: Außer den besten Wünschen steuerten viele etwas zum Gelingen bei: sei es fachliches Wissen, Beratungskompetenz oder finanzielle Unterstützung. Vertreter_innen von IIF, EIA und IF waren sowohl im Vorstand der DIA als auch im Gründungsteam der DIA vertreten: Hilde Weckmann, Dennis Wittrock, Michael Habecker, Rolf Lutterbeck und ich. Dank Spenden und Einnahmen aus Seminaren konnten wir uns ab 2009 zum ersten Mal mit Dennis Wittrock einen honorierten Geschäftsführer leisten, vorher hatte uns schon Liss Gehlen mit viel Engagement stundenweise unterstützt, was aber an zeitliche Belastungsgrenzen gestoßen war. Jetzt gab es endlich eine hauptamtliche Unterstützung für ein ehrenamtliches Team. Die Geschäftsführung teilten sich IF und IIF solidarisch, beide arbeiteten sehr eng und kooperativ zusammen. Mal trug das IF mehr zu den Ressourcen bei, mal IIF/DIA. Wir konnten in dieser Zeit die DIA professionalisieren und auch stabilisieren. Die Erwartungen waren hoch und der GF sollte alles richten: Programm, Marketing, Finanzen, Organisation und Management, und das in beiden Organisationen. Eine Ausdifferenzierung von Rollen und Aufgabengebieten war noch nicht im Blick.
Die Veranstaltungen zielten in der DIA Anfangsphase vorrangig darauf ab, den integralen Ansatz in seiner Ganzheit zu verstehen und ihn auf verschiedene Teilbereiche wie Politik, Ökologie, Pädagogik, Lebenspraxis, Wirtschaft, Coaching, Spiritualität anzuwenden. Es gab nur sehr wenige Referent_innen, die schon aus dem Integralen unterrichten konnten und sowohl Expert_innen für ihr jeweiliges Fachgebiet als auch für das Integrale waren und es zu verkörpern begannen. Die DIA experimentierte mit verschiedenen Formaten – wie Online-Angeboten und Webinaren. Und sie baute eine Datenbank auf, die uns heute das Veranstaltungsmanagement enorm erleichtert.
Die Welt verändert sich – da gehen wir mit
In den letzten Jahren vergrößerte sich das Angebot an integral-evolutionären Veranstaltungen und Anbietern auf dem „Markt“, es differenzierte sich aus und fragmentierte sich. Was insgesamt ein Erfolg bei der Verbreitung des Integralen ist – eine Vielzahl von Fortbildungen und Events verschiedener Anbieter – schlug sich nicht in einem erweiterten DIA-Angebot nieder und führte zu sinkenden Einnahmen. In der internen und externen Öffentlichkeit wurde DIA mehr als eine Unterabteilung des Integralen Forums wahrgenommen, nicht als eigenständige qualitativ hochwertige Fortbildungsorganisation. Der Unterschied zwischen der Mitgliederorganisation Integrales Forum und der DIA als Fortbildungsakademie mit einer Basis aus integralen Referent_innen war nicht klar und transparent. Selbst für die integralen Referent_innen war die DIA keine wirkliche Bezugsadresse. Im Vergleich zur Anfangsphase gab es mittlerweile eine größere Anzahl an Referent_innen, die Kompetenz in ihrem Fachgebiet mit integraler Kompetenz verbanden. Diese wichtigen personellen Ressourcen nutze die DIA zu wenig: die vielen Referent_innen wurden nicht ausreichend ermutigt und eingeladen, sich aktiv einzubringen und außer für sich selbst auch Verantwortung für die DIA zu übernehmen.
Eine weitere Entwicklung haben die DIA-Verantwortlichen nicht ausreichend gewürdigt und in die Programmgestaltung aufgenommen: die größere Strömung eines integral-evolutionären Feldes, das durch die bisherigen Angebote der DIA nur unzureichend abgedeckt wurde.
Die DIA-Verantwortlichen haben diese Veränderungen zu spät bewusst wahrgenommen und trotz neuer Herausforderungen so weitergemacht wie bisher. Es tauchten sogar Stimmen auf, dass die DIA als eigenständige Organisation im Fortbildungsbereich aufgelöst werden sollte. Also rückwärts statt vorwärts durch die Krise ins Neue.
2015-17: Hinsehen, neu ausrichten und erproben
Krisen sind Herausforderungen und sie können zu Chancen werden, vorausgesetzt, man stellt sich ihnen, schaut genau hin, nimmt an, was ist und ist offen für das, was sich zeigen will. Das setzt Mut voraus, Freiheit von allem, was ist, und Vertrauen und Hingabe für den Gesamtprozess. Ohne tiefe spirituelle Fundierung ist die paradoxe Einheit von Passion und Hingabe oder Mut und Gnade auf Dauer nicht zu halten. Der IIF/DIA Vorstand und seine bisherigen Partner Integrales Forum und EIA haben diese Herausforderung angenommen: 2014 bildete sich ein Kompetenzteam heraus, das die bisher allein vom amtierenden Geschäftsführer wahrgenommenen Aufgaben nach Rollen und Fähigkeiten aufteilte. Es bestand und besteht bis jetzt aus Stefan Schoch, Daniela Borschel, Raymond Fismer und mir. Nach vielen Erkundungs- und Suchbewegungen kamen wir zu der gemeinsam getragenen Einschätzung:
- DIA muss das Potenzial der mittlerweile vielen und gut qualifizierten Referent_innen nutzen, diese in die Arbeit und Angebote der DIA einbinden und Gelegenheitsräume für Beteiligung und Verantwortung schaffen
- DIA muss die Angebote und Partnerschaften auf das gemeinsame integral-evolutionäre Bewusstseinsfeld ausweiten, ohne die integralen Kernkompetenzen aufzugeben
Nach den Jahren der Profilierung einzelner integral-evolutionärer Richtungen und der inhaltlichen Abgrenzung von anderen, geht es jetzt darum, nicht in erster Linie das Trennende, sondern das Gemeinsame (einer tieferen Strömung) in den Vordergrund zu stellen und dafür die einzigartigen Stärken der beteiligten Partner für die Gesamtentwicklung zu nutzen. Insbesondere gilt das für die Partner, mit denen wir in den letzten Jahren bereits vertrauensvoll zusammengearbeitet haben, aber auch für neue, die wir bisher nicht ausreichend wahrgenommen haben. Wir können uns dabei stützen auf die Klarheit der integralen Theorie, die Praxiserfahrungen und Publikationen der letzten 25 Jahre, die Tradition und Erneuerungsbewegung der Anthroposophie durch info 3 mit ihrem Fokus auf eine zeitgemäße westliche Spiritualität und die Rolle des Menschen im Kosmos, eine gelebte evolutionäre Spiritualität durch die Zeitschrift evolve und das evolve Radio sowie die Organisation emerge – alle diese sind wichtige Bezugspunkte für die DIA, wie z. B. auch die Aktivitäten der Villa Unspunnen in der Schweiz mit ihrer spirituellen Leiterin Annette Kaiser, des Open Heart Centers in Hannover oder des Bildungshauses in Ahrenshoop, um nur einige zu nennen (mehr dazu im DIA-Programm). Als Repräsentation eines größeren gemeinsamen Feldes kann die DIA durch diese Kooperationen eine größere Anziehungskraft entwickeln als es eine einzelne Richtung mit ihren jeweiligen Stärken und Begrenzungen vermag.
2015 wurde das Programmangebot der DIA durch weitere Referent_innen aus dem integral-evolutionären Feld erweitert. Die Mitgliederversammlung der IIF/DIA im Herbst 2015 wurde verbunden mit einem Treffen der Referent_innen und der neuen Partner evolve und info 3.
Erneuerungs- und Erprobungphase 2016/17
Bei dem oben genannten Treffen wurde eine Erneuerungs- und Erprobungsphase 2016 und 17 beschlossen:
- Die Sicherung und Verbreitung der bestehenden Angebote der integralen Referent_innen
- Die Erweiterung des Referent_innen-Kreises und des Angebots auf das erweiterte integral-evolutionäre Feld der Kooperation
- Der bewusste Ausbau der DIA-Trägerorganisation IIF zur Referent_innen-Organisation im integral-evolutionären Feld
- Die Erweiterung des DIA-Trägerkreises um die Partner evolve (jetzt emerge) und info 3, die bereits seit über 10 Jahren bei der Herbstakademie Frankfurt und im Herbstakademie-Kreis erfolgreich zusammenarbeiten
- Die Gewinnung von festen Veranstaltungspartnern und -Zentren für das DIA-Veranstaltungsprogramm
- Die öffentliche Sichtbarmachung des gemeinsamen integral-evolutionären Feldes und die Erhöhung der Wirksamkeit der verschiedenen Einzelinitiativen
- Synergien bei den Marketingmaßnahmen für qualifizierte Fortbildungen in diesem Bereich
Die Zukunft der DIA als bewusste lernende und flexible Organisation
Die DIA hat sich aus der zunächst undifferenzierten integralen Anfangsbewegung zur Fortbildungsakademie gemausert, nicht gradlinig, sondern in Suchbewegungen, mit allen Aufs und Abs. Ihr Kern als Organisation der Referent_innen im integral-evolutionären Feld hat sich im Laufe der nunmehr acht Jahre seit ihrer Gründung herausgebildet und muss bewusst(er) gepflegt und weiterentwickelt werden: vom Vorstand, dem geschäftsführenden Leitungsteam und dem Koordinationkreis mit den alten und neuen Partnern. Der Prozess der Differenzierung und neuen Integration verlangt Bewusstheit, Kooperationsfähigkeit sowie Geduld und einen langen Atem bei allen Beteiligten. Wir haben die Chance eine Didaktik des integral-evolutionären Feldes zu entwickeln: als ein Wissen über dieses Feld, als ein Erfahrungsraum durch das Feld für Einzelne und Gruppen und ein Engagement für das Feld als evolutionärer Prozess zum Wohl des Ganzen. Aus Haltungen und Überzeugungen, sowie Kompetenzerwerb Einzelner wurde bereits ein Stück Kultur, die immer wieder situationsangemessene und flexible Organisationsformen braucht. Dabei stehen wir, gemessen am Eingangsstatement unserer Präsidentin 2008 noch am Anfang. Aus meiner Sicht lohnt es sich, dass wir uns weiterhin nachhaltig, in einer guten Mischung aus Anfängergeist und erwachsener Ver-Antwortung dafür einsetzen, dass die DIA ihren höheren Zweck erfüllen kann.
Integration ins Integrale Forum
In den letzten Jahren entwickelte sich zunehmend eine enge Verzahnung der Aktivitäten von IF e.V. und DIA:
- weitgehend identischer Adressatenkreis der Newsletter,
- seit dem Relaunch im Herbst 2018 gemeinsam genutzte Website,
- weitgehende personelle Überschneidung der Rollenträger_innen,
- wechselseitige Befruchtung der Angebote: Viele DIA-Partner_innen sind zugleich auch als Autor_innen der IF-Medien und Referent_innen auf der Konferenz aktiv.
Zudem werden beide in der Außenwahrnehmung schon lange als Einheit angesehen; die Eigenständigkeit der IIF e.V. war zunehmend schwer zu begründen.
Daraus folgerten die Vorstände Anfang 2020 den konsequenten Schritt, den Geschäftsbetrieb der DIA ins IF e.V. zu überführen. Seit dem 01.01.2020 ist die DIA sowohl rechtlich wie organisatorisch integraler Bestandteil des Integralen Forums.
Schließlich wurde der vormals selbständige Verein IIF e.V. durch Verschmelzung mit dem IF aufgelöst.