Logo Integrale PerspektivenLiebe Leserinnen und Leser,
Liebe Freundinnen und Freunde der Integralen Perspektiven,

„Im gegenwärtigen Augenblick versucht unsere Gesellschaft, den schwierigsten, gleichzeitig aber auch aufregendsten Übergang zu bewältigen, dem sich die menschliche Spezies je gegenüber sah. Es ist nicht nur ein Übergang zu einer neuen Existenzebene, sondern auch der Beginn eines neuen Satzes in der Symphonie der Menschheitsgeschichte.” Clare W. Graves

Es ist uns in dieser Ausgabe Anliegen, den Schwerpunkt Stufen und Entwicklungslinien aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten und wir freuen uns, Ihnen dazu zeitaktuelle Artikel, Gespräche (in deutsch und englisch) und Bücher vorzustellen.


Im Podcast von Heidi Hörnlein mit Peter Widmer (Partner von Cook-Greuther) und Daniela Borschel (Terry O Fallon) geht es um Friedensarbeit, Entwicklungslinien und Stages


… und im Artikel vom Integralen Zen-Lehrer Peter Widmer um „Perspektiven die alles verändern – Selbstentwicklung & Teilearbeit ”  

„Wenn in unserer Meditation oder im Alltag von selbst innere Dialoge in uns ablaufen, die uns gefangen halten, wenn wir uns blockiert oder unentschieden fühlen, nicht wissen, was wir wirklich wollen, Dinge sagen oder denken, die wir eigentlich gar nicht wollen oder wenn innere Kämpfe in uns von statten gehen, gibt das Buch Perspektiven die alles verändern eine orientierende Landkarte an die Hand, mittels derer wir unsere eigenen Anteile und Entwicklungsaufgaben oder -chancen erkennen können. So können Gegenpole als Potentiale erlebt werden und verdrängte „Kellerkinder“ werden bewusst. Wir können lernen, ihnen in der Meditation und im Alltag akzeptierend, mitfühlend und wertschätzend zu begegnen. Und wenn uns dies punktuell immer wieder gelingt, so kann es auch gelingen, Persönlichkeitsanteile und ihre Entwicklungsstufen in anderen Menschen zu erkennen, sie zu akzeptieren und Mitgefühl für sie zu entwickeln. Wozu? Um aus unserer inneren Mitte, d.h. unserem SELBST heraus kraftvoll wachsen und wirksam zum Wohle von uns selbst, anderen und dem jeweils größeren Kontext handeln zu können.

Die Wirklichkeit insgesamt ist nicht aus Dingen oder Prozessen zusammengesetzt, sondern aus Holons. Das heißt, sie besteht aus Ganzen, die zugleich Teile anderer Ganzer sind, ohne dass es nach oben oder unten eine Grenze gäbe.” Peter Widmer


Dr. phil. Joachim Penzel setzt sich in seinem Artikel mit den Grundlagen der Integralen Entwicklungstheorie und wie insbesondere das integrales Psychogramm als diagnostisches Mittel sowohl die Grundlage für die Integrale Psychologie als auch für die Integrale Lebenspraxis sein kann auseinander. Neben seiner Tätigkeit an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg ist er Impulsgeber der Internetseite www.integrale-kunstpaedagogik.de, in der das ganzheitliche Denken die Grundlage bildet, die Fachlandschaft der Kunstpädagogik zu ordnen.

Im integralen Psychogramm entsteht ein Gesamtbild einer Persönlichkeit, das Stärken und Schwächen deutlich macht und dadurch gezielte Entwicklungsimpulse für den einzelnen Menschen bietet.

„Während man sagen kann, dass viele dieser Entwicklungslinien die Wellen in Stufenschritten durchlaufen (…), gilt dies für die Selbstentwicklung insgesamt nicht, weil das Selbst die Summe all dieser unterschiedlichen Linien ist und die Zahl der Permutationen und Kombinationen praktisch unbegrenzt ist. Mit anderen Worten, das individuelle Wachstum gehorcht im Ganzen keiner festgelegten Abfolge.“ Ken Wilber


Weshalb verstehen wir uns mit manchen Menschen sehr gut – und mit anderen nicht? Wie erklären wir uns komplexe Situationen, Konflikte, Probleme, Beziehungen, Zusammenhänge und Wechselwirkungen, die wir in unserer Welt beobachten? Welche Rolle spielen dabei unsere eigene Weltsicht und die Wert-Vorstellungen unserer Mitmenschen? Wie wäre es, unser Gegenüber trotz unterschiedlicher Überzeugungen verstehen und mit ihm wirksam kommunizieren zu können?

Spiral Dynamics und das ihm zugrundeliegende Graves Value Modell setzen neue Maßstäbe für das Verständnis unserer komplexen Welt – der individuellen und der kulturellen Entwicklung gleichermaßen. Dieses Modell hilft uns zu verstehen, aus welchen Motiven heraus Menschen, Teams, Kollegen, Kunden, Abteilungen und Organisationen handeln und wie diese mit Herausforderungen umgehen. Und es erklärt zugleich, wie Missverständnisse, Konflikte und Probleme entstehen und auf welche Weise diese gelöst werden können". Julian Mack

Lesen Sie mehr über „Entwicklungslinien – eine oft unterschätzte Dimension der Integralen Arbeit mit Menschen” im Beitrag von Isa-Bianka und Dr. Julian Mack.


„In den letzten 20 Jahren habe ich mich mit vielen Entwicklungsmodellen beschäftigt (Piaget, Kohlberg, Graves, Beck/Cowan, Cook-Greuter, O’Fallon). In meiner Arbeit als integraler Coach & Berater nutze ich vor allem Spiral Dynamics (Beck/Cowan) und im Coaching zusätzlich StAGES von Terri O’Fallon. Letzteres ist aus meiner Sicht das zurzeit differenzierteste und gleichzeitig  praktikabelste Modell, das alle fünf Dimensionen des AQAL-Modells von Ken Wilber integriert hat. 
Mit dem Wissen aus StAGES ist Spiral Dynamics an manchen Stellen nicht ganz korrekt. Im Folgenden gehe ich zunächst auf die Wurzeln von Spiral Dynamics ein (das Graves Value System), beschreibe kurz die Stufen und danach die 12 Stufen von StAGES. Im letzten Abschnitt mache ich Vorschläge, wie Spiral Dynamics aus heutiger Sicht beschrieben werden könnte."Rolf Lutterbeck

Lesen Sie mehr von Rolf Lutterbeck.


Über Stufen und Entwicklungslinien schreibt für uns aus unserer Gebser-Rubrik Aaron Cheak mit Blick auf integrale Bewusstseinsphänomenologie

„Integral im Gebserianischen Sinne ist zu unterscheiden von der Entwicklungsidee von „Stufen“, die man durchläuft, um einen integralen „Höhepunkt“ zu erreichen. Diese entwicklungspolitische Sichtweise ist eher mental-rational als integral, da sie ein lineares Zeitmodell und eine zukunftsorientierte Sichtweise des Fortschritts voraussetzt. Das Integral ist keine Leiter, die erklommen oder ein Ziel erreicht werden muss. Es ist allgegenwärtig und wir erkennen seine allgegenwärtige Präsenz, wenn wir uns für das Ganze transparent machen, das bereits latent oder unsichtbar existiert. Gebsers Ansicht ist, dass wir nicht die vorherigen Stufen oder Strukturen aufgeben, indem wir zu einer „höheren“ greifen, sondern die vorhandenen Strukturen in ihre effizienten Formen integrieren, und wenn sie alle vorhanden sind, wird das Ganze für das Bewusstsein transparent. Mit anderen Worten, alle Strukturen müssen durch unser Sein scheinen. Transparenz ist das Medium, durch das Dunkelheit und Licht gegenwärtig gemacht werden: So werden die nächtlichen, dämmrigen und täglichen Ontologien (die magischen, mythischen und mentalen Strukturen des Bewusstseins) durch Diaphanie und Durchsichtigkeit sichtbar.” Aaron Cheak

Aaron Cheak, PhD, ist ein Gelehrter Religionswissenschaften, Philosophie und Esoterik. Der ehemalige Präsident der Internationalen Jean Gebser Society (2013–2015) promovierte 2011 an der University of Queensland für seine Arbeit über den französischen hermetischen Philosophen René Schwaller de Lubicz im Fach Religionswissenschaft. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen Alchemical Traditions: Von der Antike bis zur Avantgarde (2013), Diaphany: A Journal and Nocturne (2015) und The Leaf of Immortality (2017). Derzeit leitet er Rubedo Press an der zerklüfteten Westküste Neuseelands, wo er sich aktiv für Tee, Wein, Poesie, Typografie und Alchemie interessiert. In Kürze arbeitet er in Deutschland für das Integrale Forum an dem Aufbau der Arbeit über das Lebenswerk Jean Gebsers.


Und auch Theresia Maria Wuttke beschreibt in ihrem Beitrag Das integrale Bewusstsein aus weiblicher Sicht von einem Lebensweg, der über die transpersonale Psychologie hinaus ein intimer Weg (für Sie als Frau ist) "in Hingabe an das Schöpfungsprinzip als Schlüssel, dem es zu lauschen gilt, für das was durch uns hindurchtönen will" (Link Integral aus Sicht der Frau).

„Es wurde mir immer deutlicher, dass wir Menschen uns in einer evolutionären Entwicklungsspirale befinden, die sich weiter und weiter bewegt hinein in das sogenannte integrale Bewusstsein. Am Beginn dieses Jahrtausends beginnt sich mehr und mehr ein Gesamtbild unserer menschlichen Intelligenz, abzuzeichnen, die über unendliche Möglichkeiten verfügt. Wir wachsen über die Grenzen unseres Verstandes und unserer Emotionen hinaus. Unsere kognitive und emotionale Intelligenz sind für sich allein genommen nicht in der Lage, ganzheitliche Bewusstseinsprozesse hervorzubringen. Die Vielfalt und der unermessliche Reichtum unseres Bewusstseins, diese Ganzheit zum Ausdruck zu bringen, das ist Aufgabe unserer Spirituellen Intelligenz, das Transpersonale, das, was weit über uns als Person hinausgeht.” Theresia Maria Wuttke

In ihrem zweiten Beitrag schreibt und spricht Sie über das Leben, das zyklisch verläuft, über den Rhythmus des Mondes, la lune, die Mondin, als ein weibliches Geschehen, das das Lebensprinzip verkörpert und in jeder Frau in ihrem Zyklus seine Entsprechung findet. 


Der in Paris lebende kanadische Poet Andrew Sweeney ist seit 2019 freier Autor und Podcaster im Integralen Forum für die IG (Integral Global). Wir haben in dieser Ausgabe seinen Artikel Auf dem Weg zu einem großen neuen Narrativ übersetzt. In diesem Artikel schreibt er über den Weg zu einem großen neuen Narrativ, John Vervaekes Erwachen aus der Bedeutungskrise – und darüber hinaus, eine kritische Betrachtung von Jordan Peterson und Ken Wilber, sowie über Alexander Bard und Chogyam Trungpa.

„Vielleicht ist seine Zeit noch nicht gekommen. Das Problem in der integralen Bewegung war jedoch auch die Unfähigkeit zu kommunizieren. Diese Bewegungen waren so oft hyperintellektuell und sprachen schließlich nur solipsistisch mit sich selbst. In gewisser Weise war Wilber zu großzügig für New-Age-Spiritualität einerseits und theoretischen Autismus andererseits. Eine richtige großartige Erzählung, würde ich argumentieren, müsste eine echte poetische Kraft haben.
So sehr ich das, was ich von Wilber gelernt habe, liebe und schätze, es fehlte etwas – vielleicht Ästhetisches – in seiner Bewegung. Ich bin der Meinung, dass Integralisten zu Jean Gebser zurückkehren müssen, Wilbers Vorläufer in der Integraltheorie und ein tiefer gehender und poetischerer Schriftsteller als Wilber. Was mir fehlt, ist eine größere mythopoetische oder sogar religiöse Kraft. Integral tendiert dazu, zu abstrakt zu sein, mit seinen endlosen Kategorien, in denen Menschen eingestuft werden – und setzt sich natürlich ganz oben auf seinem eigenen Rangsystem.” Andrew Sweeney


Wir freuen uns, eine kritische Beleuchtung von Stufen und Entwicklungslinien aus Sicht der Metamoderne mit dem Titel „Was ist das Modell der hierarchischen Komplexität?” von Hanzi Freinacht zu veröffentlichen.

„Die metamoderne Philosophie tritt erst dann in Erscheinung, wenn das Internet und die sozialen Medien zu wirklich bestimmenden Faktoren im Leben der Menschen geworden sind und viele von uns nicht mehr direkt an der Produktion und dem Vertrieb von Industriegütern beteiligt sind. Es ist eine Weltanschauung, die den modernen Fortschrittsglauben mit der postmodernen Kritik verbindet. Was Sie dann erhalten, ist eine Ansicht der Realität, in der sich die Menschen auf einem langen, komplexen Entwicklungsweg zu größerer Komplexität und existenzieller Tiefe befinden. Die metamoderne Philosophie ist eine ganze Welt von Ideen und Annahmen, die für moderne und postmoderne Menschen gleichermaßen kontraintuitiv sind. Da jedoch sowohl die moderne als auch die postmoderne Philosophie zunehmend veraltet sind, werden sich diese metamodernen Ideen weiterentwickeln, durchsetzen und verbreiten. Eines Tages werden sie vielleicht so dominant wie die moderne Philosophie heute.” Hanzi Freinacht

Hanzi Freinacht ist ein politischer Philosoph, Historiker und Soziologe, Autor der Listening Society und der Bücher Nordic Ideology und The 6 Hidden Patterns of World History.


Unsere Leseempfehlung in dieser Ausgabe vorgestellt von unseren freien redaktionellen Mitarbeiterin Sandra Hauser:

Rainer Krumm/Benedikt Pastorfer:
Clare W. Graves: Sein Leben, sein Werk. Die Theorie menschlicher Entwicklung.
Werdewelt Verlags- und Medienhaus: Mittenaar-Bicken 2014.


Wir wünschen Ihnen mit dieser Ausgabe viel Freude und unterhaltsame Lektüre – besuchen Sie uns auch auf unserer Facebook Seite und Schreiben Sie uns, wenn Sie Themenwünsche für die nächsten Ausgaben haben.

Vorschau: Integrale Perspektiven

  • September: Die Zukunft Europas
  • Oktober: Trauern-Abschied-Neubeginn

Für die IF Medien

Cordula Frei und Martin Heil

 

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