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Philosophen des 21. Jahrhunderts haben es nicht leicht mit Gottesidee und Letzter Wirklichkeit. Oliver Griebel hat es sich als Herausgeber und Autor auch nicht leicht gemacht. In seinem philosophisch-spirituellen Lesebuch Wir Vielen in dieser einen Welt, Phänomen-Verlag 2019, hat er für die Debatten in der Integralen Szene eine besondere Aufgabe gemeistert. Er brachte neun Autoren mit jeweils anderen Schwerpunkten in einem Buch zusammen, übersetzte die Mehrzahl der englisch-amerikanischen Texte und stellte einen eigenen Beitrag hinzu. Wer erwartet, dass hier geklärt wird, was Philosophie oder Spiritualität sein oder bedeuten könnten, wird enttäuscht werden. Nicht jedes Lesebuch muss Instant-Wissen anbieten. Grundkenntnisse zur Integralen Theorie werden ebenfalls vorausgesetzt. Dennoch könnten die jeweiligen Arbeiten Interesse bei mehr Lesern finden, als die deutschsprachige Integrale Szene bietet. Für sie ist es unbedingt ein Gewinn, sich mit Oliver Griebels Buch zu beschäftigen.

Anspruchsvoll, sprachlich mehr oder weniger an einen Wissenschaftsduktus angelehnt, zunehmend anschaulicher und damit auch lebenspraktisch hat Oliver Griebel die Autoren und ihre Themen sortiert in ein Gesamtwerk gebracht. Gewiss sprechen Heron, Clayton, Ferrer und Tilman Haberer einige Leser ebenso an, wie es andere vielleicht bei McIntosh, Aldermann, Elizabeth Debold und Thomas Steiniger empfinden. Letztere haben mir aus persönlicher Sicht besonders viel geboten.

Bruce Aldermann hat sich auf nur 33 Seiten aus integraler Sicht strukturell und praktikabel mit aktuellen Perspektiven auseinander gesetzt. Das gibt schon im Titel die Richtung vor: Integrales Innewohnen. Eine Theorie der Religionen in Präpositionen (S. 267ff). Sein Text ist mit visuellen Anregungen wie auch sprachlich ein Genuss (den O.G. als Übersetzer offenbar gut nachvollziehen kann).

McIntoshs Vorankommen auf dem Weg der spirituellen Evolution (S. 91ff) hat mich besonders deshalb beeindruckt, weil er hier den Versuch darstellt, die Vorzüge östlicher und westlicher Spiritualität ineinander zu integrieren, ohne die Nachteile zu verschweigen. Dabei erörtert er, wie Dualität und Nondualität als Gottes Liebe und als Letzte Wirklichkeit ineinander finden können. Ehrlich gibt er zu, nicht der Weisheit letzten Schluss zu kennen. Aber sein Versuch ist ein großartiger Beitrag für Integrale. Mag sein, dass ihm der Buddhismus wie ein Felsbrocken der östlichen Religion nicht besonders nahe liegt, denn er differenziert ihn weniger als die westliche Theophilosophie. Dankbar bin ich ihm besonders für die Einbeziehung der Gedankenwelt von Hans Küng, der m. E. viel zu wenig beachtet wird.

Spätestens ab Griebels Menschliche Wesen auf diesem Planeten (S. 221ff) wird dieses Lesebuch breitenwirksamer, hat zunehmend mehr Bezüge, die Integrale Salons wie auch Einsteiger und an Integralem Weltbild Interessierte in die Gegenwart führen, Möglichkeiten und Gefahren für diese und kommende Generationen einbeziehen.

Es geht dem Autor und Herausgeber um Anwendung von Philosophie, nicht um theoretischen Streit. Das ist es, was McIntosh mit Gottes Liebe und Letzter Wirklichkeit, Alderman mit seinen Gedanken um Integrales Innewohnen verbinden. Kein Zweifel, dass der Beitrag von Thomas Steininger und Elizabeth Debold, Emergent dialogues: Dialog-Praxis und das „Higher-We“ unbedingt in dieses Lesebuch gehört (S305ff). Ob in Integralen Foren, von denen es nicht ohne Grund mehrere gibt, ob in Integralen Salons in Deutschland oder auch bei alle Lesern mit dem Bedürfnis nach evolutionärer wie integraler Theorie und Lebenspraxis sollte dieses Buch Wir Vielen in einer Welt genutzt, debattiert und weitergegeben werden. Es ist ein Gewinn und macht frei von Ansprüchen, die einzige Wahrheit über integrale Spiritualität zu kennen. Zuletzt muss Tom Amarque als Verleger gedankt werden, dass er diesem Vorhaben eine Geburtsstätte gab und das Lesebuch veröffentlichte.

  

Podcast „Wo uns die Welt haben will” – Tom Amarque im Gespräch mit Dr. Thomas Steininger

In dieser Episode sprechen Tom Amarque und Dr. Thomas Steininger im weitesten Sinne über Emergenz. Im Gespräch bewegen sie sich durch ein rhizomatisches Geflecht von Themen: Der Unterschied zwischen integralen und metamodernen Konferenzen, die Funktion des Internets, dem Telos von We-Space Praktiken und top down Ansätze für Emergenz: Wo uns die Welt haben will!

  

Quelle

  

Dr. Thomas Steininger ist Herausgeber von evolve, dem führenden deutschen Magazin für Bewusstsein und Kultur. Er ist international bekannt als Referent für kulturelle Evolution und die verschiedenen spirituellen und kulturellen Strömungen, die unsere postmoderne Welt geprägt haben. Er ist Faculty Member der Meridian University in Kalifornien und Mitbegründer des "Emerge Dialogue Process", einer fortgeschrittenen Praxis der bewussten Kommunikation.
www.emerge-bewusstseinskultur.de

Seine Vorstellungen zum emergent-we-space erläutert er in den neuen Buch “Wir Vielen in dieser einen Welt”, herausgegeben von Oliver Griebel.

  

Oliver Griebel (Hrsg.)
Wir Vielen in dieser einen Welt: Unsere Weltanschauung weiterentwickeln für den nachhaltigen Umbau unserer Zivilisation. Ein philosophisch-spirituelles Lesebuch
mit Beiträgen von John Heron, Philip Clayton, Steve McIntosh, Tilmann Haberer, Jorge N. Ferrer, Oliver Griebel, Bruce Alderman, Thomas Steininger & Eizabeth Debold
Taschenbuch: 340 Seiten
Verlag: Phänomen-Verlag (18. November 2019)
ISBN-13: 978-8494985676  

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