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Was die Welt heute benötigt, ist die erste echt sekundärschichtige Form politischer Philosophie und Regierungsgewalt.

Ken Wilber – Ganzheitlich handeln

Der weltumspannenden Corona-Ausnahmezustand setzt auf allen Ebenen transformative Kräfte in einem Ausmass in Gang, wie wir es uns vor wenigen Monaten kaum zu träumen wagten. Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um Integrale Anliegen in eine möglichst breite Diskussion zu bringen und dadurch die Entwicklung von Integralem Bewusstsein zu fördern.

Brusa Die Welt braucht Integrale Brueckenbauer

Weitblick von der Rosegg, Pilatus auf das Schweizer Mittelland Bild: Richard Brusa, www.gipfelbuch.info

In der jungen Integralen Partei in der Schweiz (IP) beschäftigen wir uns in diesen Tagen intensiv mit der Frage, wie unsere besten Beiträge zu einem Integralen Quantensprung aussehen können? Was kann eine Integrale Politik bewirken? Wie können wir aus unserem Integralen Repertoir und unserer Kernkompetenz konstruktive Beiträge in die Welt bringen? Was ist die Essenz einer Integralen Politik? Wie können wir aktiv und konkret noch mehr bewirken und dadurch auch sichtbar werden? Wie können wir durch qualitativ hochstehende Arbeit immer mehr Menschen von der Integralen Vision begeistern und für ein konkretes Engagement gewinnen? Wie können sich die verschiedenen Integralen Initiativen von einer avantgar-distischen Bewegung zu einer relevanten Stimme und Impulsgeberin für die Gesellschaft und für die anderen Parteien entwickeln? Wie können wir all die Chancen dieser besonderen Zeit nutzen?

Beginnen wir mit der «Integralen Farbenlehre»: orange – grün – gelb – türkis. Der aktuelle Krisenmodus spült vieles an die Oberfläche. Auch viele Fehler und Schwächen. Im Kollektiven und im Individuellen. Mark Knopfler sang in einem seiner weltberühmten Songs «Brothers In Arms»: «We live in different worlds.» Ich bewege mich in verschiedenen Welten und ich empfinde es als ein essentielles Problem, indem ich immer wieder zum Schluss komme, dass sich diese Welten, diese Milieus, diese Menschen nicht verstehen wollen, oft nicht verstehen können oder sich gegenseitig sogar offen ablehnen, wenn nicht sogar bekämpfen.

Die orange Moderne: Ich bewege mich in der Welt des Unternehmertums, der Geschäftsleute und der Finanzen. Hier ist die kühle Rationalität und die Ökonomie vorherrschend. Die meisten Entscheidungen werden nach einseitig rationalen und ökonomischen Kriterien gefällt. Diese Einseitigkeit der Moderne hat sich zu einer der grössten «Krankheiten» unserer Zeit entwickelt. Was rentiert ist gut, der Billigste gewinnt oft im monetären Wettbewerb. Das Geld regiert die Welt. Gleichzeitig kommen die wertvollsten und nützlichsten Impulse sehr oft von innovativen Geschäftsleuten und pragmatischen Machern. Dort wo Geschäftsleute und Unternehmer auch ökologische und soziale Kriterien als gleichwertige Basis ihrem Denken und Handeln zu Grunde legen, gibt es die besten Resultate und zukunftstauglichsten Konzepte. Glücklicherweise gibt es immer mehr aufgeschlossene Menschen, die sich im Wertedreieck von Ökonomie + Ökologie + Sozialer Verantwortung bewegen und ausgewogen agieren.

Grüner Pluralismus: Ich bewege mich auch in der Welt von besorgten, aufgewühlten oder verängstigten Mitbürgern, die primär ökologisch und sozial orientiert sind. Oft sind diese Menschen in den sozialen Medien zu treffen und tragen dort auch durchaus zu einem medialen Shitstorm bei, der viele von uns überfordert und verwirrt. Lieber kritisiert man andere, den Staat, die Politik, die da oben, statt in Selbstverantwortung und Freiheit seine eigenen Potentiale zum Wohle aller zu mobilisieren und konstruktiv tätig zu sein. Ein interessantes und sicherlich erhellendes Experiment wäre in diesem Zusammenhang, die verschiedenen medialen Kanäle, Zeitungen und Plattformen in das integrale Stufenmodell einzuordnen.

Gelb – türkis – Integral: Und ich bewege mich in der Welt von geistig und spirituell orientierten Menschen. Ich begegne den diesbezüglichen Impulsen in Büchern, in den sozialen Medien, in verschiedenen spirituellen und integralen Initiativen und in der Integralen Politik. Ich sehe viele aufkeimenden Ideen und Blühten, die den Weg weisen können in eine bessere Zukunft mit mehr Eintracht, mit mehr Inklusion und einer Erde im Gleichgewicht. Ich sehe aber auch viele Menschen, die sich in einer «integralen Blase» bewegen, wodurch sich der eigene integrale Anspruch eigentlich ad absurdum führt.

Mehr denn je braucht es Brückenbauer und Integratoren, die diese verschiedenen Welten und Soziotope zusammenbringen und versöhnen können. Die sich auf auf all diesen verschiedenartigen Bühnen gewandt bewegen können und die Fähigkeit haben, mit all diesen Gruppen ins Gespräch zu kommen und eine emphatische Wellenlänge herstellen können. Nur so kann es gelingen, aus allen Teilbereichen und Stufen das beste zur Blühte zu bringen.

Terry Patten beschreibt diese Dinge in seinem Buch «Eine neue Republik des Herzens» sehr präzise und liefert dazu auch sehr viel Inspiration, wie diese fragmentierten Welten miteinander ins Gespräch kommen und auf eine integrale Weise versöhnt werden können. Terry Patten fordert uns alle in eindringlichen Worten auf, uns zu einer neuen Republik der Herzen zu verbinden. Und jetzt ist sicher eine gute Zeit, um wieder mal ein gutes Buch in aller Gründlichkeit zu lesen.

Eine Integrale Politik kann nur erfolgreich sein, wenn sie diese Brücken schlagen kann. Wenn ihre Akteure aus der Stille und aus dem Urgrund der nondualen Einheit fühlend, denkend und handelnd in Erscheinung treten und nicht nur innerhalb der eigenen Gruppe agieren, sondern auch alle anderen Parteien inspirieren und mit dieser Qualität infiltrieren. Auch wenn am Ende jeder politischen Auseinandersetzung ein Ent-Scheid getroffen werden muss, dürfte es zu reiferen und besseren Resultaten führen, wenn diese integralen Grundlagen vorhanden sind und auch in anderen Parteien eingesetzt werden. Erfolgreiche Firmen und Gesellschaften nutzen das Best-Practise-Prinzip. In einer offenen und freien Gesellschaft werden sich die besten Ideen am langen Ende durchsetzen. Dazu gehört beispielsweise die Integralisierungsmethode, die bei der IP Schweiz erfolgreich praktiziert wird. Sie steht jeder*mann*frau zur freien Verfügung und kann auf der IP-Web-Page heruntergeladen werden (Partei / Positionen / Die Grundlagen der Integralen Politik).

Die Integrale Politik möchte sich differenzieren von der üblichen Art des Politisierens, der Partei- und Interessenvertretung und des Polarisierens. Wir suchen bewusst das Gespräch mit allen politischen Akteuren, mit dem Ziel, den gegenwärtigen Politbetrieb mit integralem Bewusstsein und bewährten integralen Methoden anzureichern. Und vielleicht erreichen wir den Mainstream schneller, als wir uns das bisher vorstellen konnten. Vielleicht gestaltet sich ja alles viel leichtfüssiger und eleganter. Vielleicht besteht die wichtigste Funktion einer Integrale Politik darin, alle anderen Parteien zu einer Erweiterung des Bewusstseins anzustiften. Wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Aber wir können das Bewährte und Bestehende anreichern mit MEDITATION, ACHTSAMKEIT und einem Weltbild, in welchem eine aufgeklärte transrationale Spiritualität wieder ihren angemessenen Platz erhält. Man stelle sich eine Nationalratssitzung vor, bei der alle Gadgets ausgeschaltet werden und frühmorgens eine stille Meditation den Alltagsgeschäften vorangestellt würde. Wenn das gelingt – vielleicht durchaus auch mit etwas Rückenwind durch den Lockdown-Notstand, dann werden sich längst fällige Konzepte wie Kapitaltransaktionssteuer, Gemeinwohlökonomie, eine klima- und enkeltaugliche Verkehrs- und Energiepolitik aus der Intelligenz vieler Herzen rasend schnell durchsetzen.

Zum Thema Integrale Politik sagt Ken Wilber, den ich als den wichtigsten integralen Brückenbauer bezeichne, in seinem Buch «Integrales handeln»: «Die Hauptdirektive einer echten integralen Politik ist nicht die Frage, wie man jedermann auf eine bestimmte Bewusstseinsebene hieven kann, sondern wie man die Gesundheit der ganzen Spirale der Entwicklung mit allen ihren Ebenen und Wellen sicherstellen kann.» Auch hier gilt: Vielleicht ist jetzt die Zeit, wieder mal ein gutes Buch von A-Z durchzulesen.

Wenn es uns gelingt, mit qualitativ hochstehender politischer Arbeit überzeugend aufzuzeigen, dass die Integrale Philosophie ein Welt- und Erklärungsmodell darstellt, das die Kraft hat, Ordnung ins Chaos zu bringen und relevante Antworten auf drängende Fragestellungen zu liefern, dann wird Integrale Philosphie und Politik einen neuen Aufschwung sehen.

 

Richard Brusa

Brusa RichardLebt mit seiner langjährigen Partnerin in der Zentralschweiz, hat drei erwachsene Töchter und vier Enkelkinder. Er beschäftigt sich seit über 20 Jahren intensiv mit der Integralen Vision von Ken Wilber und ist seit 2019 aktives Mitglied der Integralen Partei der Schweiz. Beruflich engagiert er sich für den Umbau zu einer erneuerbaren Energieversorgung, insbesondere mit Photovoltaik. In der Freizeit findet er Ausgleich und Musse beim Klavierspielen und auf sportlichen Bergtouren in den Schweizer Alpen.

privat: www.innerdorf.ch
Blog: www.innerworld.ch
Berge: www.gipfelbuch.info
Kontakt: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

  

Buchtipps:

  • Ken Wilber Ganzheitlich handeln – Eine integrale Vision für Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Spiritualität
  • Terry Patten Eine neue Republik des Herzens

 

Weblinks:

Integrale Partei der Schweiz: https://integrale-politik.ch/
Integralisierungsmethode: https://integrale-politik.ch/ueber-uns/#positionen

 

 

  

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